Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 720
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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720 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 12. Heft. (Deiember 1906.)

man bislang als Persönlichkeit bezeichnete, nur eine stets
wechselnde, zum Teil sogar willkürlich modifizierbare und
teilbare Gruppierung zerebraler Eigenschaften und Fähigkeiten
ist. Und auch was das grosse Problem der „persönlichen
" Unsterblichkeit des Menschen anbetrifft, so beginnen
unsere Psychologen zu fragen: Was für eine Person
wollt ihr denn, dass fortdauert, die unschuldige des Kindes,
die tatkräftige des Mannes oder die wieder auf den infantilen
Standpunkt des Kindes zurückgesunkene des Greises ?
Alles Persönlichkeiten ausgesprochenster, aber grundverschiedenster
Art, die der Verstorbene während seines Lebens
in Wahrheit repräsentiert bat! So erinnern wir uns mit
Genugtuung an die Tatsache, dass Persona" ursprünglich
nichts anderes heisst als Maske, und damit ist ausdrücklich
gesagt, dass die Person mit dem eigentlichen Wesen nichts
zu tun hat. Hierdurch ist es natürlich zu einer völligen
Verschiebung der Begriffe gekommen. Nicht mehr die
Persönlichkeit im alten Sinne kann der Träger der Unsterblichkeit
sein, sondern nur ein höher stehendes unveränderliches
Selbst [die „Individualitäta der Theosophen
— Red.J, während ja gerade die Veränderlichkeit das
Wesen der Persönlichkeit ausmacht. Gewiss lassen wir
wohl alle als Christen den so bekannt gewordenen Ausspruch
unseres Kaisers, dass Jesus die „persönlichste Persönlichkeit
" sei, gelten, im historischen Sinne, im Sinne
seiner geradezu übermenschlichen Eiuwirkung auf das gesamte
Kulturleben der Vergangenheit und Gegenwart.
Anders aber wird sich unsere Auffassung gestalten, wenn
wir das Wort „Persönlichkeit" im modernen Sinne auffassen
und von der ethischen Seite aus beleuchten. —

Gestatte mir der Leser gütigst diesen kurzen Schritt
auf ein halbtheologisches Gebiet. Nicht nach der Seite des
Persönlichen, sondern der des Unpersönlichen liegt das
Vollkommene. Je mehr es dem Menschen gelingt, sich von
aller Selbstsucht frei zu machen, alle Eigeninteressen in sich
zu ersticken, seinen Nächsten nicht nur zu lieben, wie sich
selbst, sondern mehr wie sich selbst, je altruistischer, mit
einem Wort: je unpersönlicher er geworden ist, desto
besser ist er, desto mehr nähert er sich der uns Allen als
stets zu erstrebendes, wenn auch wohl nie völlig zu erreichendes
Ziel vorschwebenden Vollkommenheit.

Unverständlich für mich, weil meiner Empfindung nach
inkonsequent, ist daher die Vorstellung der Indier über
die Wiederkehr des Buddha. Wer so wie dieser alle
Fesseln des Irdischen abgestreift, so ganz im ewigen Sein
(dem „Nirwana") aufgegangen und dadurch völlig unpersön-


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