Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 730
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0752
730 Fsyohisehe Studien. XXXIII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1906.)

begegnen vielmehr in der Wissenschaft auf Schritt und
Tritt der Hypothese, dem Aberglauben und dem Götzendienst
, abgesehen davon, dass überhaupt keine Weltanschauung
— ausgenommen eben die aus eigener Erfahrung
gewonnene theosophische — ohne alle Glaubenssätze
auskommen kann. Insbesondere ist der Materialismus
genau so dogmatisch wie irgend eine exoterische
Religion. Ein Unterschied besteht nur, und zwar zu Ungunsten
des Materialismus, hinsichtlich des Inhaltes der
Dogmen. Ich wenigstens wüsste kein religiöses Dogma,
das sich an Blödsinn und Absurdität auch nur entfernt
z. B. mit dem materialistischen Aberglauben messen könnte,
nach welchem zweckmässige Natureinrichtungen vom Kampf
ums Dasein rein mechanisch, ohne zwecktätige Ursachen
bewirkt werden. Von der Gebietsgrösse der Hypothese
kann man sich einen Begrifi machen, wenn man erfährt,
dass selbst Haeckel der sonst so gerne von „sichersten Erfahrungssätzen
der modernen Naturwissenschaften" spricht,
im Vorwort zum I. Bd. seiner „Systematischen Phylogenie"
sagen muss: „Selbstverständlich ist und bleibt unsere
Stammesgeschichte ein Hypothesengebäude, gerade wie
ihre Schwester, die historische Geologie."

Genau genommen verlangt jedoch die Theosophie gar
keinen Glauben an ihre Lehren, sondern Dur den Glauben
an die Möglichkeit, dass man durch eigene Erfahrungen
zu einem Wissen von diesen Lehren gelangen kann; sie
will den Weg zu diesem Ziele zeigen, fordert also nur Unbefangenheit
und guten Willen. Bevor man selbst ein
Sehender und Wissender geworden, solle man die theoso-
phischen Lehren als Arbeitshypothesen betrachten, wie sie
ja auch beim wissenschaftlichen Verfahren unentbehrlich
sind. Dies erscheint um so annehmbarer, als viele Tatsachen
durch die theosophischen Hypothesen weit besser
erklärt werden als durch irgend weiche .andere Anschauungen
.

Andererseits ist der Umstand, dass manche theosophische
Behauptungen hinterher von der Wissenschaft
bestätigt wurden, gewiss geeignet, Vertrauen einzuflössen.
Solche Behauptungen sind beispielsweise die, dass die Entwicklung
durch die Selektionstheorie nur zum kleinen Teil
erklärt wird; dass das Atom nicht unteilbar, sondern aus
Elektronen zusammengesetzt ist; dass es eine unendlich
feine, strahlende Materie gibt, wie sie durch did Radioaktivität
gewisser, beziehungsweise aller Stoffe jetzt erwiesen
ist; und dass im atlantischen Ozean der frühere
Erdteil Atlantis begraben liegt. Die letzte Behauptung


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0752