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Seiling: Ueber Theosophie
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hörenden Körper einen aus feinerer Materie bestehenden, mit
jenem ungefähr kongruenten Aetherleib, welcher der Träger
der Lebenskraft ist. Der dritte Bestandteil, der empfindende
Seelenleib, wird auch Astralkörper genannt, welcher Begriff
hier jedoch eine viel weniger umfassende Bedeutung
hat als in der okkultistischen Philosophie. Hat der Mensch
den ersten Bestandteil, den grobmateriellen Körper, mit dem
Mineralreich gemein, den ersten und zweiten mit dem
Pflanzenreich, den ersten, zweiten und dritten mit dem
Tierreich, so ist schon der vierte, die sog, Verstandesseele,
ihm allein eigentümlich; sie ist nämlich die Trägerin des
Selbstbewusstseins. Den fünften Grundteil bilden die
höheren Seelenkräfte, den sechsten der spirituelle Körper
und den siebenten der bei den allermeisten Menschen noch
latente göttliche Geist. Der physische Körper liegt als
das gröbste Gebilde inmitten anderer, die ihn und sich
selbst gegenseitig durchdringen. Da diese anderen Gebilde
über den physischen Körper mehr oder weniger hinausragen
, erscheint er den Augen des Sehers wie in einer
Wolke,, welche die menschliche Aura genannt wird. In
der Aura, und zwar in der Art ihrer Gliederung und in
ihren Farben, spiegelt sich das ganze Wesen des Menschen:
der Grad seiner intellektuellen Entwicklung, die Beschaffenheit
seines Charakters und die Stärke der Herrschaft des
m der Verstandesseele sich bewusst gewordenen „Ich"
über Leib und Seele«
Die Zerlegung der menschlichen Wesenheit in Grundbestandteile
bedingt nicht etwa einen tatsächlichen, sondern
nur einen scheinbaren Pluralismus, Gleichwie Eis, Wasser
und Dampf bei aller äusseren Verschiedenheit der selbe
Stoff sind, so können die Grundteile des Menschen in gewissem
Sinne als mehr oder weniger verdichtete Geistgebilde
aufgefasst werden.
Der Tod und seine Folgen bestehen nun in einer
Trennung der Grundteile, bezw. in einer früher oder später
eintretenden Auflösung der niedrigeren dieser Teile. JFür
die weitere Betrachtung genügt es hier, die Dreiteilung der
menschlichen Wesenheit im Auge zu behalten. Seele und
Geist werden vom Tode, dem rein äusserlichen Vorgang
der Trennung vom physischen Körper, zunächst gar nicht
berührt; sie bleiben mit einander verbunden, bis die Seele
ihr Eigenleben verloren hat und in die seelische Welt
übergegangen, d. b, in ihr in ähnlicher Weise aufgelöst ist,
wie der physische Körper der physischen Welt einverleibt
wird. Diese Auflösung könnte nur dann sofort stattfinden,
wenn der Mensch beim Tode alles Willensinteresse an der
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