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Hoffmann: Zur Kritik metapsychischer Schlussfolgerungen. 737
Zur Kritik metapsychischer Schlussfolgerungen.
Ein Beitrag zur metapsychischen Methodologie.
Von Dr< jur. Conrad Hoffmann (Berlin).
(Schluss von Seite 678.)
Das für uns persönlich grundlegende Problem ist die
Frage nach dem Verhältnisse der Bestandteile des Alls zu
diesem, weil wir eben in unserem Verhältnis zum All Bestandteile
desselben bilden. Hier liegt ein — vielleicht sogar
das wichtigste — Moment für das Interesse für Religion,
Metaphysik, Okkultismus, für die Annahme einer Seele und
deren Unsterblichkeit, überhaupt für eine Weltanschauung.
Denn um unser Dasein richtig und endgültig zu verstehen,
um infolge solcher Erkenntnis auch ohne Irrtümer handeln
zu können, werden wir den Urgrund des Daseins, das All,
im Verhältnis zu uns als seinen Bestandteilen zu erkennen
suchen. Die Fragen, welche das All als solches ohne Berücksichtigung
unseres Daseins angehen (wie die soeben behandelten
), haben dann nur den Charakter eines Mittels
zum Zweck.
Die Ursache, warum wir an sich geneigt sind, nur vom
Theismus und Spiritualismus eine günstige, optimistische
Entscheidung über unser Verhältnis zum All zu erwarten,
liegt im Anthropomorphismus. Doch ist derselbe als Forschungsmethode
in Gemässheit der früheren Darlegungen*)
zu verwerfen. Dazu kommt, dass er von der als Objekt
gegebenen Erscheinungsform der Welt nur einen geringen
Bruchteil derselben, nämlich den Menschen, berücksichtigt.
wissenschaftlichen Methoden zu veranschaulichen ist. Wäre
das nicht der Fall, so würde sie niemals ein Faktor unseres Geisteslebens
werden können. Dies ist unsere Aufgabe, nicht die
eines M e i s t er s denn dieser Bewusstseins-Zustand hat nichts
mit der logischen Beweisführung zu tun. Andrerseits ist freilich
auch das Beste, was wir Menschen haben, nicht die Form der wissenschaftlichen
Darstellung, sondern die Geisteskraft, die ihr zu
Grunde liegt. — Was Höckel anbetrifft, so wird er selbst wohl nichts
dagegen einwenden, wenn man ihn einen „Materialisten" nennt. Er
selbst kennzeichnet aber seine hylozoistischeWeltanschauung auch, insofern
sie kinetisch ist, als „t h e o s o p h i s c h" (im „Monismus
1892, 10. Aufl. 1900, Anmerkung 11). üebrigens bleibt doch wohl
Einiges von dem stichhaltig, was Prof. Dr. v. Köher und Dr. Steiner
in ihren Schriften zu Gunsten HäckeV% anführen („Diene dem
Ewigen", S. U7 ff.). — Prinzipiell hat mich die Lebenserfahrung
gelehrt, dass es nützlicher und wirksamer ist, alles Wahre und Gute
hervorzuheben, als den Irrtum und die Torheit zu bekämpfen, von
denen nichts Menschliches frei ist."
*) Vergl. die Ausführungen S. 615 ff.
Psychische Stadien. Dezember 1906. 48
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