Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 741
(PDF, 221 MB)
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Hoffmann: Zur Kritik metapsyobiseher Schlussfolgerungen. 741

Bezüglich einer absoluten Moral wäre auch noch darauf
hinzuweisen, dass das böse Prinzip wegen des Monismus
einstweilen wenigstens für ebenso berechtigt zu gelten hat
wie das gute; daher ist zur Zeit das All weder als Liebe,
Gerechtigkeit usw. noch als Satan usw. zu denken, sondern
eben auch ethisch als das „All". —

Wir haben bereits dargelegt, dass die Gefühlswertung
der Welt von der von uns erlebten Tatsache der Differenzierung
in ein Einzelwesen abhängt. Unser irdisches Dasein
ist nun unleugbar unvollkommen, ein Zustand, der uns
mit Unlustgefühlen zum Bewusstsein kommt, der uns daher
für diese Welt, was ia wohl auch fast alle Religionssysteme
anerkennen, zum Pessimismus führen muss. Kraft Ana-
logieschlusses haben wir einstweilen auch zu schliessen, dass,
wenn unser Einzeldasein in metaphysischer Hinsicht bestehen
bleibt, es zum absoluten Pessimismus führt. Nur
seine, des Einzeldaseins, Negierung könnte zum Optimismus
berechtigen, weil dann die Folge, die Unvollkommenheit in
Wegfall käme.

Diese Vernichtung der Sonderexistenz kann in zwei
Formen stattfinden: 1) als Auflösung in das All, 2) als
gänzliches Aufhören. Da jedoch die Materie uns als ewig
differenziert gegeben ist, kann man eine derartige Hypothese
der Existenzverneinung nicht annehmen. Damit soll natürlich
nicht geleugnet werden, dass trotzdem die Erlangung
der Vollkommenheit vielleicht möglich ist.

Abhängig wäre die Erlangung der Vollkommenheit
streng logisch noch von der entsprechenden Behandlung
der Unvollkommenheit als Einzeldasein. Diese Unvollkommenheit
müsste getilgt oder doch ausgeglichen werden,
da ja sonst die Vollkommenheit zeitlich unvollkommen, also
keine Vollkommenheit mehr wäre.

Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten: 1) Die, dass wir
unsere individuelle Existenz selbst gewollt hätten, also selbst
für sie verantwortlich wären. Diese Anschauung ist als
dem Monismus widersprechend unannehmbar, weil eben
dann die Einheitlichkeit der Welt durch die indeterministische
Hypothese eines freien Willens*) gestört würde;
oder aber 2) es müsste die betreffende Zeit der Unvollkommenheit
ungeschehen gemacht werden. Eine solche
Hypothese ist unannehmbar, da die Welt uns als ewig bestehende
und differenzierte Materie gegeben ist, ausserdem

*) Anm. Natürlich hier in einem extensiveren Sinne als gewöhnlich
, da es sich hier um die Wahl des Daseins selbst, also um
einen schöpferischen Willen handelt.


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