Freiburger historische Bestände - digital

750 Psychische Studien. XXXIH. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1906.)

werden konnte. Eine spätere Sitzung, welcher, unter Handhabung
der strengsten Kontrolle, u. a. Delanne und Vesme
(Richet war noch nicht in Paris anwesend) beiwohnen
sollten, kam damals leider nicht zu stände. Im vergangenen
Monat haben nun neuerdings Sitzungen mit diesem, von
Prof. W. Reichel in S. Francisco, wie er uns selbst schrieb,
mit schweren Opfern an Geld entdeckten, zur Zeit wohl
besten Materialisations - Medium in Paris bei der dorthin
wieder zurückgekehrten Mme. Rufina Noeggerath, wie uns
privatim mitgeteilt wird, mit gutem Erfolg stattgefunden.
Nähere Berichte hierüber sind noch nicht veröffentlicht und
kommen wir gegebenen Falles im nächsten Heft darauf
zurück. Höchst bedauerlicher Weise benützte Mr. Miller
seinen Aufenthalt in Frankreich weder zu dem seiner Zeit
fest versprochenen Besuch bei Oberst de Rochas in Grenoble,
noch zu der in Aussicht genommenen Reihe nach wissen-
schaftlicher Methode geleiteter Prüfungssitzungen in Anwesenheit
des Präsidenten der S. P. E., Prof. Charles Richet.
Wir erblicken hierin ein schwer verzeihliches Versäumnis;
denn nur ein Zeugnis von Seiten einer solchen in der europäischen
Gelehrtenwelt als Experimentator allgemein anerkannten
Autorität kann — wenigstens in den Augen der
unbefangenen Forscher — endgiltig den Verdacht der „Skeptiker
um jeden Preis" zerstören, dass die wunderbaren
Phantomerscheinungen durch einen noch unerkannten „ameri-
kanischen Trick« mit Gliederpuppen und Bauchrednerei be-
wirkt werden, —

Einem Brief der Mme. Noeggeräth an den Herrn Verleger
(dat. Paris, rue Milton 22, 30. 8bre) entnehmen wir
vorerst, dass in den in ihrer Wohnung und bei anderen
dortigen Spiritisten abgehaltenen Sitzungen „die wunder-
barsten, von (leider nicht genannten) Autoritäten für unzweifelhaft
echt erklärten Phänomene unter Ausschluss
jeder Möglichkeit von Betrug« beobachtet wurden: u. a. erschienen
bei ihr zusammen fünf weissgekleidete junge Mädchen
; ihre eigene kleine Enkelin sprang auf ihren Schoss,
setzte sich auf ihre Kniee und sagte: „Je suis sur les
genoux de bonne maman!" Infolge der Berichte über die
Sitzung bei ihrer Tochter in München kamen von allen
Seiten Anträge an Miller unter den glänzendsten Bedingungen
. Aber „dieses in seiner Art unvergleichliche Medium«
lasse sich trotz des schweren Unglücks in San Francisco,
das sein Haus samt den dort befindlichen alten Gemälden
und sonstigen wertvollen Kunstgegenständen in Asche begrub
, nicht bezahlen und habe sogar ein Angebot von
1500 fr. für eine Sitzung abgewiesen, um sich fden Freun-