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762 Psychische Studien. XXXHI, Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1906.)
National-Bibliothek in Paris vorhandene Exemplar war zur
Zeit der Beobachtungen noch unaufgescbnitten). Ihr Sinn
steht mit dem jeweiligen Gedankengange des Mediums in
keinem nachweisbaren Zusammenhange. Nach Prof, Eichet
ist Betrug ebenso ausgeschlossen wie unbewusste Verwertung
gesehener oder gehörter Rede.*) —
Unter den Biicherbesprechungen ist besonders interessant
der Artikel über die von Dr. med. H. Head gehaltenen
Vorlesungen (Goulstouian Lectures for 1901) über
gewisse geistige Störungen im Zusammenhange mit Unterleibskrankheiten
. Die mit derartigen Leiden verbundenen
psychologischen Vorgänge sind im allgemeinen bekannt:
Schwermut und Exaltation, Unheimhehkeitsgefühl, Täuschungen
des Gesichts-, Gehöra- und Geruchssinnes. Die vorliegenden
Beobachtungen betreffen hauptsächlich Gesichtstäuschungen
, Erscheinungen von Gestalten, meist menschlichen
. Beachtenswert ist dabei, dass diese Erscheinungen
von den rein psychischen (medialen?) sich dadurch unterscheiden
, dass die wahrgenommenen Gestalten oft nur unvollkommen
ausgebildet sind, undeutlich in den Umrissen,
mit wenig charakterisiertei Gewandung (vielmehr drapiert
als eigentlich bekleidet), mit geringer oder gar keiner Beweglichkeit
und ohne Sprache. Wernekke.
Kurze Notizen.
a) Eine harmonische Busstagsfeier in
Berlin veranstaltete auch in diesem Jahre am 21. Novbr.
abends G Uhr im Bernhard Rose- (früher Karl Weiss-)
Theater (Gr. Frankfurterstr. 132) die „Grosslöge von
Deutschland A. 0. M.a für die ihr unterstellten Logen
und spiritistischen Vereine daselbst. In dieser geschlossenen
Feier gelangten zur Aufführung das schon bei der früheren
Vorführung noch zu Lebzeiten du PreH am 16. Febr, 1896
mit stürmischem Beifall aufgenommene, mit freier Benutzung
der Grundideen seines gleichnamigen hypnotisch-spiritistischen
Romans von Carl Wald iL vier Akten spannend geschriebene
Drama: „Das Kreuz am Ferner", wobei
*) Dagegen sehreibt freilich M. S. {M. Saye) in der Nov.-Nr.
der „Nouveaux Horizons" (p. 427) in Bezug auf das von Hieltet so
hoch geschätzte Medium Mrs. Finch: riie ist es, die unter dem Namen
Mme. X. das Medium war in dem famonen Falle von „Xenoglossie",
dem offenkundigsten Betrugsfalle, den ich kenne, die aber, durch
die Dialektik (des Prof. Richet?) gehalten, noch ziemlich aufrecht
bteht.
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