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764 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1906
hatte: „Du fährst nicht mit dem Dampfer, denn
der geht unter," Vier Tage später kam Nachricht, dass
der Dampfer Orizaba an der australischen Küste gestrandet
sei! Ich entsinne mich nur noch, dass mit der
Nennung des Schiffsnamens gewissermassen ein Nebelbild
eines sinkenden Schiffes mit der Aufschrift
des Dampfers vor meinem Blicke (geistig)
war. Ich habe besonders vor ca. 8—10 Jahren häufig
Personen (Visionen?) früh morgens beim Aufstehen gesehen
, von denen ich nicht wusste, wo sie wohnen, und
deren Namen ich auch nur flüchtig gehört hatte; stets
konnte ich ganz sicher sein, dass die Betreflenden im Laufe
des Vormittags ins Geschäft kamen. — Ich überlasse es
Ihnen, diese vou mir als „Gesichtsspiegelungen" bezeichneten
Vorgänge zu rubrizieren. Diese Mitteilungen dürfen
Sie, wenn Ihrem Zwecke dienlich, auch veröffentlichen;
jedoch bitte ich dabei aus besonderen Gründen nur die
Initialen meines Namens zu nennen. Hochachtend C. G. W.
in L. (Schweiz)."
d) Lombroso und der „Geist seiner Mutter".
In Italien, so schreibt der römische Korrespondent des
„Berliner Tageblatt44 (Nr. 578 vom 13. XI. er.) ist wieder
einmal der Spiritismus aktuell, und gleichzeitig lesen wir
in allen möglichen Zeitungen und Zeitschriften höchst
wunderbare Sitzungsberichte. Am merkwürdigsten, des berühmten
Gewährsmannes wegen, ist eine Studie Professor
Cesare Lombroso^ in der Mailänder „Lettura", wo wir nicht
allein überraschende Dinge über Lombroso's eigene spiritistische
Erfahrungen, sondern auch eine Aazahl gruseliger [!]
Geisterporträts finden. Man fing die Geister mit folgender
Geisterfalle: Man stellte ein Gefäss mit Tonerde in eine
verschlossene und zudem mit einem schweren Stein belastete
Kiste; das Medium legte die Hand auf die letztere, und —
beim Oeffnen der Kiste sah man verzerrte, leichenähnliche
Gesichtsabdrficke in der Masse. In seinem Artikel bekennt
sich Professor Lombroso rückhaltslos zum Spiritismus, den
er früher verspottet habe, dessen Wahrheit er sich aber
heute nicht mehr verschliesse. Er berichtet von Sitzungen,
wo in seiner und fünf Universitätsprofessoren Anwesenheit
der „Geistertisch" siebzig Zentimeter hoch in die Luft flog,
ein zwei Meter entfernter grosser Schrank schwerfällig auf
das Medium zuhumpelte, eine „Geisterhand" in der Luft
sich zeigte, das auf eine Wage gesetzte Medium nach
Wunsch zehn Kilo ab- oder zunahm und dergleichen. Endlich
hatte Lombroso im Halbdunkel, bei rotem Licht, die
Erscheinung seiner verstorbenen Mutter. Ein verschleiertes
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