Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 20
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0029
20 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1908.)

verbreitet, denn es war zu Yarmouth. In Gravesend dagegen
stirbt man weder bei der Ebbe noch bei der Mut,
sondern just in dem Augenblick eines Wechsels der Gezeiten
. „Das hab' ich gar oft beobachtet,1' sagte erst unlängst
ein alter Seebär zu unserem Gewährsmann. —

Time (Zeit) und Tide (Ebbe, Zeit).

Ein Vortragskünstler über Shakespeares Werke machte
unlängst zu Gravesend einige interessante Bemerkungen
über die Bedeutung des Wortes „Tide" an der schon oben
angeführten Stelle: „Er verschied gerade zwischen zwölf
und ein Uhr, just zum Wechsel der (Tide) Gezeiten (oder
Zeit). Der Redner führte dabei aus, dass es für seine
Zuhörer, als an einem breiten Strom wohnend und den
Wechsel von Ebbe und Flut tagtäglich beobachtend, nur
natürlich sei, dass Shakespeare das Wort „Tide" im Sinne
von Ebbe und Flut (Gezeiten) aufgefasst habe. Die wirkliche
Bedeutung dieser Stelle aber sei die, dass Shakespeare
den Wechsel der „Zeit" genannt habe, also ungefähr um
Mitternacht habe sagen wollen. Das Wort „Tide" habe
früher ganz allgemein die Stelle von „Time** vertreten und
habe sich in diesem Sinne auch noch heutzutage in gewissen
Zusammensetzungen erhalten, z. B. „shrovetide
(Fastenzeit)" und „eventide (Abendzeit)". Gleich nach
Mitternacht, habe er sagen wollen, oder zwischen 12 und
1 Uhr, denn dies entspräche der nicht selten anzutreffenden
volkstümlichen Annahme, dass alsdann die Lebenskraft
herabgesetzt sei. Die Zeit von 12 bis 1 Uhr, so fügen
wir hinzu, gilt in der Volksanschauung von ganz Europa
als die der „Geisterstunde".

Shakespeares Anwendung des Wortes,

Wenn wir aber eingehend die etwa 40 Stellen untersuchen
, bei denen SA. das Wort „Tide" anwendet, so können
wir nicht umhin, einzugestehen, dass der Dichter dasselbe
fast ausschliesslich in dem Sinne von Ebbe und Flut des
Meeres oder auch wohl vom Steigen und Fallen eines
Flusses oder Baches gebraucht hat. Ein gutes Beispiel
hierfür ist die folgende Stelle in Heinrich IV,, 2. Teil,
5, Akt, 2. Szene (ich gebe dieselbe nach der Schlegel'sehen
üebersetzung):

,,Der Strom des Bluts in mir (the Tide of blood in me)
Hat stolz bis jetzt in Eitelkeit geflutet,
Nun kehrt er um und ebbt zur See zurück,
Wo er sich mit der Fluten Haupt soll mischen,
Zu ernster Majestät forthin zu fliessen."


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0029