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Freudenberg: Ein Stückchen Folkloristik. 23
und in den Mithrasdienst, wird der druidische Einfluss unverkennbar
erscheinen.
Unter den englischen Kelten ragen besonders die
Stämme der Kymrer und der Wälschen hervor, mit denen
etwa von 750 v. Ohr. ab die siegreich vordringenden
Sachsen allmählich verschmolzen. In diesen alten Zeiten
waren die Priester und Lehrer die Gwyddoniaid oder Gelehrten
, welche als die Quelle aller Weisheit im Lande
angesehen wurden. Die drei Wissenschaften, welche sie
hauptsächlich pflegten, waren Astronomie, Theologie und
medizinische Botanik (Kräuterkunde). Die Grwyddoniaid
zerfielen in 3 Klassen, die Druiden, die Barden und Ovaten,
von denen jede ihre besonderen Pflichten und Vorrechte
besass. Die Druiden waren besonders bewandert in mystischen
und religiösen Gebräuchen, die Barden in der Dichtkunst
und Beredsamkeit, die Ovaten in den Naturwissenschaften
. Wie weil die astronomischen Kenntnisse der
keltischen Priesterschaft, die zugleich die Priester, Lehrer,
Sänger und Heiler des Volkes waren, gegangen sind, folgt
daraus, dass sie die Kugelgestalt der Erde kannten, dass
sie alle Konstellationen richtig vorausberechneten und dass,
wie Tolanä sagt, in einem ihrer Tempel auf der Insel
Lewis jeder Stein astronomisch genau gestellt war. Da sie
auch die Kenntniss der Glasfabrikation besassen, hatten sie
wahrscheinlich bereits Fernrohren in ihrem Besitz, wie dies
die heutigen Astronomen allgemein annehmen, da sich diese
sonst die hervorragenden Leistungen der Druiden zu erklären
ausser Stande sehen*
Aus den Trümmern des keltischen Haupttempels in
Stonehenge lässt sich deutlich erkennen, dass es sich hier
um einen Sonnenkultus handelt. Aber wir würden vollständig
fehl gehen, wenn wir in dem druidischen Gottesdienst
eine einfache Sonnenverehrung sehen wollten. In der
Tat handelt es sich um einen Lichtkultus, die Sonne aber
ist nur ein Symbol der göttlichen Kraft, nur einer der
Repräsentanten der lichtspendenden Macht, Nicht minder
geehrt werden die anderen Lichtquellen, der Mond
und die Sterne überhaupt. Es würde hier zu weit
führen, die Gründe anzugeben, warum ich annehme,
dass die Kelten ursprünglich die Sonne gleich den
Germanen als weiblich anfgefasst haben. Später allerdings
wurde die Sonne als männlich und der Mond als
seine Gefährtin aufgefasst. So erscheint der Mann als
„der Herrscher des Tages" besonders von der Sonne, die
Frau dagegen vom Mond beeindruckbar. Wie aus den
wenigen zu uns gelangten druidischen und bardischen Ur-
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