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Kaindl: Persönlichkeit und Wandlungen der Persönlichkeit. 25
So stark war der Glaube der Kelten an die Unsterblichkeit
der Seelen und die Ueberwanderung derselben im
glücklichen Falle auf den Mond, dass sie, wie uns Pomponius
Mela berichtet, sogar Geld ausliehen gegen das Versprechen,
dass es ihnen der Empfänger im Jenseits wieder zurück-
erstatten werde.
Kann man sich wundern, dass ein Volk, dessen Vor-
fahren solch hohen Glaubens voll waren, noch in der
Gegenwart glaubt, dass der Mond, wenn er die Meeresfluten
an sich zieht, auch die Seelen mitrisse, und dass die
Sterbenden so „mit der Ebbe hinübergehen?*4 —
Persönlichkeit und Wandlungen der Persönlichkeit
Vortrag von Prof. Charles Riebet (Paris).
Uebersetzt von Alois Kaindl (Linz a. D.)*)
Durch die blosse Tätigkeit der Einbildungskraft
, ohne den geringsten Willensakt,
kann der Magnetiseur seine Gedanken in
dem Gehirn des Mediums abbilden. Er
kann letzteres veranlassen, die eigene
Persönlichkeit zu vergessen, und die Gefühle
und auffallenden Charakterzüge des
Magnetiseurs oder eines Anderen anzunehmen
und darzustellen Dieses psychologische
Gesetz liegt jener ganzen Klasse
der sogenannten spirituellen Phänomene
zu Grunde, bei welchen es dem Beobachter
vorkommt, als ob die Seele oder der
Geist des Mediums seinen Tempel gegeräumt
habe, um einem fremden Geiste
eine günstige Gelegenheit zur Kundgebung
zu verschaffen.
Andrew Jackson Davis,
(Vorbote der Gesundheit, S. 108.)
Meine Herren und Damen, es ist raeine Absicht, heute
zu Ihnen von der Persönlichkeit und ihren Wandlungen zu
sprechen. Ich habe nicht nötig Ihnen zu sagen, dass dies
ein umfangreicher und schwieriger Gegenstand ist. Sie
werden mich daher entschuldigen, wenn ich einerseits auf
einige etwas heikle psychologische Einzelheiten eingehe,
und anderseits den Gegenstand nur streife. In der Tat,
das Studium der Persönlichkeit kommt dem ganzen Gebiete
*) Der Originalbeitrag erschien unter dem Titel: „Personality
and Changes of Personality*, in den von Mrs. Laura I. Finch herausgegebenen
„ Annais of JPsychical Science* (1905, Nr. 5, May).
— Med.
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