Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 31
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0040
t

Kaindl: Persönlichkeit und Wandlungen der Persönlichkeit. 31

stellt. Bevor wir jedoch auf Einzelheiten in betreff Persönlichkeitsveränderungen
, welche durch pathologische Erscheinungen
oder Experimente herbeigeführt werden, eingehen
, lassen Sie uns sehen, wie sogar bei normalen Individuen
Persönlichkeitswandlungen beobachtet werden können.

Unsere Persönlichkeit erfährt tatsächlich jeden Augenblick
Veränderungen, und zwar viel mehr, als wir anfangs
glauben möchten. Es wird Sie vielleicht tiberraschen, wenn
ich Ihnen sage, dass wir alle, so wie wir sind, bedeutende
Wandlungen der Persönlichkeit erfahren, welche wir kaum
bemerken, die aber nichtsdestoweniger real sind.

Vor allen Dingen übt die äussere Welt einen grossen
Einfluss auf uns aus. Wir brauchen keine grossen Psychologen
zu sein, um zu erkennen, dass wir nicht in derselben
Gemütsverfassung, oder, mit andern Worten, dass wir nicht
dieselben Individuen sind bei hellem Sonnenschein und bei
Regenwetter, In der Dunkelheit trüben sich unsere Gedanken
; der Wanderer, welcher seinen Weg allein bei
Nacht durch einen Wald zurücklegt, hat nicht dieselbe
geistige Regsamkeit, als wenn er an einem klaren Frühlingstag
bei vollem Sonnenlicht in den Wiesen wandelt.

Das Sprichwort sagt uns, dass die Kutte nicht den
Mönch mache. Dieses Sprichwort ist nicht unbedingt
richtig, denn wenn wir eine bestimmte Tracht anlegen, so
nehmen wir zugleich mehr oder weniger von dem allgemeinen
Charakter dieses Kostümes an. Der Professor,
der sein Barett aufsetzt und seinen Talar anzieht, der
Richter, welcher seine Amtsrobe anlegt, nimmt in seinem
Betragen ganz von selbst einen Charakter von Würde an,
welcher mit der Tracht übereinstimmt. Sogar wenn sie
allein sind, zeigen sie nicht dasselbe Verhalten mit dem
und ohne das Amtskleid. Der Offizier in voller militärischer
Uniform hat nicht das gleiche Gefühl, als wenn er
sich in Zivilkleidern befindet. Üm ein Beispiel anzuführen,
welches Psychologen mit viel Geschick analysiert haben,
sei erwähnt, dass wenn Frauen Männerkleider anlegen,
ihnen dies einigermassen männliche Ideen verleiht; sie sind
dieselben geblieben, aber, man verstehe wohl, ihre weibliche
Persönlichkeit ist mit einem Male verändert: männliche
Gedanken entstehen sozusagen in ihnen von selbst
mit einem Wechsel in der Art ihres Verhaltens, Sprechens
und wahrscheinlich auch ihres Denkens.

Sie sehen, in welchem Grade der Einfluss der Tracht
die Gedankenrichtung beherrscht, da ja eine Frau bloss
Männerkleider anzulegen braucht, sogar die weiblichste der
Frauen — so zu sagen —, um sie zu veranlassen ihr


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0040