Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 34
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
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34 Psychische Studien, XXXV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1908.)

— Ich war natürlich weit entfernt, irgend einem Aber-
glauben zu huldigen, sondern war nur bestrebt, der Wahrheit
näher zu kommen, und da ich einen starken Wissenstrieb
besitze, so scheute ich mich schliesslich nicht davor,
Versuche darüber anzustellen. Zu diesem Zwecke setzte
ich mich wöchentlich einige Abende immer zur gleichen
Zeit an meinen Tisch; in der Hand hielt ich einen Bleistift
, welcher ein Stück Schreibpapier als Unterlage hatte.
Ich versuchte zunächst die Einbildung, dass unwillkürliche
Schreibbewegungen durch meine Hand ausgelöst würden,
monoideistisch aufrecht zu erhalten; etwaige Einwirkungen
von Zweifelsgedanken, welche dagegen wirken, suchte ich
fernzuhalten oder doch einzudämmen. Tatsächlich stellten
sich nun zitternde Bewegungen meiner Hand ein, welche
schliesslich in halb willkürliche und halb unwillkürliche
Schreibbewegungen übergingen; durch öfteres Wiederholen
entstand zuletzt ein Geschreibsel, das aber weder Sinn,
noch Bedeutung hatte.

Eines Tages sass ich auf dem Sofa und rauchte vergnügt
meine Zigarre; dabei unterhielt ich mich mit meiner
Frau und zwar über ganz andere Dinge. Da plötzlich fing
mein rechter Arm an zu zucken und bewegte sich unwillkürlich
lebhaft hin und her, machte also regelrechte
Schreihbewegungen. In der Meinung, ich wüi de jetzt irgend
eine geheimnisvolle Kundgebung erhalten, setzte ich mich
an den Tisch und Hess nun meine Hand schreiben. Das
Geschriebene war jedoch wiederum unleserlich und absolut
wertlos; in derselben Weise wiederholte sich diese Erscheinung
, später noch öfters. — Von da an unterliess ich
diese Versuche, war mir aber nunmehr darüber klnr, wie
eigentlich diese unwillkürlichen Schreibbewegungen zustande
kommen. Dieselben lassen sich erklären als eine angelernte
Reflextätigkeit des Gehirns oder als das Anlernen einer
durch die Einbildung wirkenden Kraftäusserung des Gehirns
auf die Muskeln. Der Mensch kann demnach sein
Gehirn „trainieren", um es zu unwillkürlichen Kraftausstrahlungen
zu veranlassen, und zwar durch Uebung
vermittelst Ausführung eines Gedankens mit Verdrängung
des Zweifels und Einsetzen der Einbildungskraft als ausführende
Kraft. Einem Zweifler fehlt die Vorbedingung
zur Ausführung solcher Experimente, weil er nicht imstande
ist, die Einbildungskraft in einer einzigen Richtung
wirken zu lassen, sondern immer und immer wieder Gegengedanken
des Zweifels dagegen setzt. —

Die Einbildungskraft kann zu einer Quelle der merkwürdigsten
Kraftäusserungen des menschlichen Organismus


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