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36 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1908.)
Wie kommt es nun, dass trotzdem der Wassersucher
diese geringen Elektrizitäten empfindet, während viele
Menschen bei derartigen Versuchen weder von einer Bewegung
der Wünschelrute, noch des Pendels etwas wahrnehmen
? An einem etwaigen geringeren Widerstand der
Haut kann diese Empfindlichkeit auch nicht zu suchen
sein; ich kenne z„ B. persönlich einen Quellensucher, welcher
an den betreffenden Stellen der Hand, sogar infolge seiner
Berufstätigkeit als Brunnenbauer, die mit Schmiedearbeiten
etc. verbunden ist , eine kräftige Hornhaut hat. Die Ursache
muss also wo anders liegen. — Die meisten dieser
Wassersucher waren anfänglich auch nicht imstande, mit
Hilfe ihrer Apparate Wasser zu suchen, sondern mussten
sich erst diese Kraft zu eigen machen und zwar dadurch,
dass sie die Einbildungskraft nach dieser Richtung
hin durch Uebung schulten und nach und nach die dagegen
wirkende Kraft der Gedanken des Zweifels durch
Autosuggestion (im Sinne du Prelh) beseitigten. — So berichtete
mir geheimnisvoll und im Vertrauen ein mir persönlich
befreundeter Herr, er habe das Mittel zur Erlangung
dieser Kraft aus einem alten Buche erfahren. Bei näherer
Erkundigung erfuhr ich, dass dieses geheime Mittel einfach
darin bestand, dass er einen Maulwurf in seiner rechten
Hand sterben Hess; seit dieser Zeit besass er die Fähigkeit
, mit Hilfe des Pendels Wasser zu finden! Ein anderer
Wassersucher, welcher jedoch mit einem aus Kupferdrähten
bestehenden Bügel suchte, erzählte mir, eine solche
Wünschelrate könne nur Karfreitags unter besonderen Umständen
gemacht werden, wenn sie nämlich die betreffende
Wirkung haben solle.
Aus diesen Angaben wurde mir klar, dass das Auslösen
einer bestimmten Idee der Einbildungskraft während
des Wassersuchens tatsächlich die Hauptrolle spielt; dieselbe
setzt nämlich den Widerstand, welcher zwischen den
betreffenden Muskeln und der Reibungselektrizität vorhanden
ist, stark herab, so dass alsdann beim Ablaufen
eines Geländes die Reibungselektrizität eines unterirdisch
fliessenden Wassers genügt, um die betreffenden Muskeln
zum Zucken zu bringen, was weiterhin die Bewegung des
Pendels oder der Wünschelrute zur Folge hat. — Der
schlagendste Beweis für die objektive Richtigkeit des damit
erzielten Wassersuchens ist der, dass die Quellensucher
die Lage von Leitungsröhren mit fliessendem Wasser genau
anzugeben vermögen und zwar in solchen Fällen, bei welchen
man vergebens darnach gräbt und sucht, also keine
Ahnung von der Lage derselben hat, währeud sie nachher
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