Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 43
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
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Müller-ßertelmann: Betrachtung über Spiritismus etc. 43

Königsstrasse herunter und singe „Gaudeamus igitur,*
so laufen die Leute hin."

Diese typische Stelle befindet sich in einem Hoehschul-
vortrage Friedrich Theodor Vischels und bezieht sich auf
Justinus Kernels Geisterglauben; ich stiess zufällig darauf,
als ich in den trefflichen „Süddeutschen Monatsheften"
blätterte.

Man weiss, Fischer sprach frei; die Vorträge und Vorlesungen
, die sein Sohn jetzt herausgibt, werden aus Stenogrammen
und Kurrentnachschriften seiner mündlichen Darlegungen
rekonstruiert und tragen auch tatsächlich den
Stempel des gesprochenen Wortes.

Die eben zitierte Stelle ist eine durchaus persönliche,
spontan dem überaus lesenswerten Vortrage eingefügte Bemerkung
des temperamentvollen Mannes, der ein ausgesprochener
Gegner der Spiritisten und der Anhänger
okkulter Forschungen war. Das war seine innere Ueber-
zeugung; er konnte nicht anders. Dem Wert seiner Persönlichkeit
tut es keinen Abbruch, denn was der berühmte
Aesthetiker war und ak was er der Nachwelt erscheint,
bleibt er trotz alledem auch in den Augen des überzeugtesten
Okkultisten: ein ganzer Mann vom Scheitel bis zur
Sohle, ein Eigener und einer von denen, die ihren Mitmenschen
etwas zu sagen hatten. Sofern natürlich diese
Okkultisten vorurteilsfrei über die geistige Bedeutsamkeit
eines wahrhaft Gebildeten und Gelehrten zu urteilen wissen.
Es gibt auch andere, die gibt es überall. —

Als ich jene Stelle las, musste ich lachen. „Entweder,"
sagte ich mir, „hätte Vischer, wenn er seine Vorträge geschrieben
und für den Druck bestimmt hätte, diesen Passus
anders formuliert oder ganz weggelassen/1 Wahrscheinlich
anders formuliert, so, dass die offenbar für den Augenblick
gedachte Randbemerkung einer gewissen solideren Unterlage
nicht entbehrt hätte; denn es liegt auf der Hand,
dass der „gläubige Herr" gar so unrecht nicht hatte. Dafür
brachte der Professor am Polytechnikum in Stuttgart die
Lacher auf seine Seite, und der lustige Nachsatz von der
„Gaudeamus" singenden Kommode entbehrt durchaus nicht
der Berechtigung. Das weiss jeder, der sich ernsthaft für
die Phänomene der okkulten Welt interessiert, leider zur
Genüge. Niemand schadet der Sache mehr als gerade die
Leute, die im gegebenen Falle auf die Königsstrasse liefen,
die blindlings jeden Blödsinn glauben, die jedem Betrüger
und Gauner zum Opfer fallen. Sie sind die klassischen
Zeugen, die von den Gegnern ins Eeld geführt werden.
Bessere finden sie gar nicht.


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