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48 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1908.)
schritten haben; ich komme von da her" — so lautete die
Antwort. Die Eheleute Innocenti waren bisher okkultistischen
Fragen ganz ferne gestanden, ihre Denkweise war die
gewöhnliche skeptische gewesen; deshalb machten die
sonderbaren Vorfälle grossen Eindruck auf sie. Die Zeitschrift
„Ultra", welche den Fall verbürgt» erhielt von ihnen
die Erlaubnis, ihn zu veröffentlichen.*)
2. Dem „Secölo XIX di Genova" telegraphierte man
jüngst aus S. M. Capua Vetere: Die Familie Spiccioso,
deren Oberhaupt vor längerer Zeit, Arbeit suchend, nach
Amerika auswanderte, bewohnt eine bescheidene Hütte in
S. Andrea del Lagno. Vorgestern stürzte der zehnjährige
Andrea Spiccioso seiner Mutter weinend und schluchzend in
die Arme: er sähe den Vater, der läge im Sterben und
zwei Nonnen ständen an seinem Bette. Die Mutter erschrak
mehr des Sohnes als der Aussage wegen, denn es
hatte derselbe am Vormittag eine geraume Zeit lang in der
heissen Sonne mit unbedecktem Kopfe auf dem Felde sich
aufgehalten; eine Krankheit, so befürchtete sie, sei bei ihm
im Ausbrechen. Aber die Krisis ging vorüber und der
beruhigte Knabe überliess sich bald wieder ganz der sorglosen
Fröhlichheit seines Alters. Tags darauf meldete ein
Telegramm aus New-York das Ableben des Vaters. Die
abergläubische Mutter, die in dem Hellgesicht das Werk
eines verdächtigen Einflusses vermutete, hätte gerne davon
geschwiegen. Allein der Vorfall hatte sich vor mehreren
Augenzeugen abgespielt und so machte die Geschichte gegen
ihren Willen und ihr zum Verdruss die Runde unter der
leicht erregbaren Dorfbevölkerung.
# *
Einen weiteren Ifall von metapsychischen Phänomenen
bei Kindern berichtet folgender, an „Luce e Ombra" gerichteter
und im Novemberheft derselben mitgeteilter Brief:
„öeehrter Herr! Der Fall, welchen ich die Ehre habe,
Ihnen mitzuteilen, trug sich im vergangenen Mai in meinem
Hause zu.
*) iWtra*, Heft 5 vom 15. Sept. er. — In dieser Nummer beginnt
zugleich die Veröffentlichung einer höchst interessanten
Arbeit von Benedetto Bonacelli: „Contribuzioni allo Studio delF
Alchimia.*' Der erste vorliegende Abschnitt gewährt dem Leser
einen klaren Einblick in die Entwicklungsgeschichte der Alchemie
von ihrem ersten rein spiritualistischen, die psychischen Kräfte als
ausschliessliches Mittel in Anspruch nehmenden Anfang durch die
verschiedenen Phasen praktischer Anwendung und Erklärung hindurch
bis zur experimentellen Chemie der Neuzeit. ö.
Inst. f. Grenzgefc.
der Psycholegte
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