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Literatur bericht.
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In zwei handlichen Bänden, mit etwas engem, aber sehr
sauberem und korrektem Druck und geschmackvollem Einband, geziert
mit zwei Bildnissen Kant'a und einer Wiedergabe der Heinrich'*
sehen Plakette zu Kam's hundertjährigem Todestage, 12. Februar
1904, sind hier die Hauptwerke des grossen Königsberger Denkers
zusammengestellt, dessen Einfluss bis zur Gegenwart die Philosophie
beherrscht und für alle Einzelwissenschaften von Bedeutung ist.
Nach der Zeitfolge geordnet (von der bei der Zusammenstellung
etwas abgewichen ist) sind die hier gebotenen Schriften: Allgemeine
Naturgeschichte des Himmels (1755), Beobachtungen über
das Gefühl des Schönen und Erhabenen (1764), Träumereien eines
Geistersehers (1766), Kritik der reinen Vernunft (1781 — hier nach
der 2. Aufl. 1787), Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik
(1783), Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785), Kritik
der p-aktischen Vernunft (1788), Kritik der Urteilskraft (17*0),
Streit der Fakultäten (darin die Abhandlung „von der Macht des
Gemüts, durch den blossen Vorsatz seiner krankhaften Gefühle
Meister zu sein* — 1798). Der Herausgeber hat eine gut geschriebene
Einleitung über Kant und seine Philosophie hinzugefügt,
ferner die Inhaltsangabe am Kopfe jeder Seite, wodurch das Nachschlagen
sehr erleichtert wird, einen Abschnitt über ßani's Systematik
(nach dessen eigenem Entwürfe) und eine kurze alphabetisch
geordnete Erklärung wichtiger Begriffe der kritischen Philosophie.
Wernelike.
Der naturalistische Monismus der Neuzeit oder Häckel's Weltanschauung
systematisch dargelegt und kritisch beleuchtet von Dr. Vitus
Brander. Gekrönte Preisschrift. Paderborn, F. Schöninqh. 1907
(350 S. gr. 8°). Preis 7 M.
Kaum dürfte ein Werk „brennendere Tagesfragen behandeln,
als das vorliegende*, sagt der Verf. zutreffend in seiner Vorrede.
Wenn er in deren Behandlung schon verschiedene Vorläufer gehabt
hat, die vom Standpunkte des Naturforschers oder Philosophen, der
katholischen oder protestantischen Theologie der Anmassung und
Selbstverherrlichung des modernen Naturalismus entgegengetreten
sind, so erscheint dennoch seine Arbeit keineswegs überflüssig.
Die Hauptlehren der Kosmologie, Psychologie und Theologie des
Häckelismus sind systematisch in gut ausgewählten Sätzen aus den
Werken des schreib- und streitlustigen Jenaer Professors dargestellt,
um dann Abschnitt für Abschnitt mit vielem Scharfsinn und musterhafter
Buhe beleuchtet und in ihrer Willkürlichkeit und widerspruchsvollen
Oberflächlichkeit gekennzeichnet zu werden. Paulsen's
Ausspruch über das 'Welträtselbuch wird zustimmend angeführt:
„Ich habe mit brennender Scham dieses Buch gelesen, mit Scham
über den Stand der allgemeinen Bildung und der philosophischen
Bildung unseres Volkes"; als schlechter Trost wird es empfunden,
üass „es die urteilsiose Menge ist, die Häckel mit blindem Enthusiasmus
verehrt", und mit der tief ernsten Frage geschlossen: „Volk
der Denker, quo vadis?* Wemekke.
Prinzessin Ziska. Das Problem einer verirrten Seele. Von Marie
Corelli. Autor. Uebers. \on Helene Zillmann. Gross-Lichterfelde,
P. Zillmann. 1904 (203 S. 8>.) Preis M. 2.50.
Lilith's Seele. Von Marie Corelli. Autor. Uebers. von A. Bollert.
Ebenda. 1905 (463 S. 8 ). Preis 3 M.
Marie Corelli nimmt unter den lebenden Schriftstellerinnen
Englands eine angesehene Stellung ein. Zu den modernen kann sie
nur in beschränktem Sinne gerechnet werden. Die Personen ihrer
Komane mit ihrer Umgebung gehören allerdings der Gegenwart an,
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