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Literaturbericht.
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ohne philosophische Tieferbohrung und Verwertung, an sich noch
nicht kulturfordernd wirkt Nur darf die intuitive Spekulation
nicht als „exspatiatio ingenii* in der Luft schweben, sondern
muss sich auf schon bewiesene oder event. beweisbare Erfahrungstatsachen
stützen. Also nicht kühne Ideen, bei denen ja dem Buchstaben
nach alles aufs schönste klappen kann, sondern die Vertiefung
exakter Einzelforschung, auf die Verf. als auf etwas rein
Aeusserliches vom hohen Ross seiner ingeniösen „Metaphysik* mit
stolzer Verachtung herabsieht, ist die „notwendige Operationsbasis
für kulturelle Forschungsbemühungen*. - Auch die Bewohnbarkeit
der Planeten a priori zu bezweifeln, fiel uns gar nicht ein, im
Gegenteil, wir schätzen z. B. Flammarwn's diesbezügliche Studien,
im Gegensatz zur Schulwissenschaft, sehr hoch; ein anderes ist es
aber, wenn man, wie Verf., auf diese Hypothese ein willkürlich auf
Zahlen gestütztes Weltsystem mit höheren Planetengelstern und
einer neuen Sonnentheorie aufbaut, die der Bestätigung durch die
Experimentalwissenschaft entraten zu können glaubt. — Ueber
Mä/ter9» auch voa anderer Seite am meisten angefochtene Lehre
vom Bösen, das nicht nur unvermeidlich, sondern sogar „zweckmässig
und nutzenbringend auch in der grausamsten und ab-
stossendsten Form" sein soll, haben wir schon oben unsere abweichende
Ansicht wiederholt und müssen darauf beharren, dass
ein solche Scheusslichkeiten wollendes Wesen nach den veredelten
Begriffen menschlicher Gerechtigkeit als „moralisches Ungeheuer*
zu bezeichnen wäre, womit jedoch die Annahme einer „sittlichen
Weltordnung* keineswegs, wie Verf. memt, hinfällig würde, wenn
man nur, wie schon Zarathustra, die unermüdliche Bekämpfung des
Weltübels zur Lebensaufgabe des Höherstrebenden macht. — Auf
verschiedene sachliche Irrtümer, die einzelnen Einsendern auch in
diesem „Nachtrag* mitunterlaufen, bezw. auf Phantasien wie z. B.
über die „Embryoproxima* (d. i. „Geisteeele*, ein „vom Gottesgeist
losigelöstes und als Elektrod in das All ausgestrahltes Partikelchen
der Gottesqualität und - quantität*, S. 74) wollen wir im Hinblick
auf den zweifellosen Wert und den sittlichen Ernst des ganzen
Unternehmens hier nicht weiter eingehen. Fritz Freimar.
B. Zeitschriftenübersicht.
Zeltschrift für Spiritismus und verwandte Gebiete. Leipzig, Osrr. Mutze.
Ii. Jahrg. Nr. 45—48. — Gedenke der Toten! — Die Experimente zu
Padua mit dem Levitationsmedium Zuecarini. — Spiritismus und Sektentraktate
— Der Veilchenduft aus dem Jenseits. — Spontane spiritistische
Erscheinungen im alten Athen. — Der Zweck des Lebens. — Prof.
William James studiert einen wirklichen Fall von Hellsehen. — Leichenverbrennung
oder Begräbnis? — Poetische Blüten des Spiritismus. —
Christentum und Spiritismus. — Was hat man von dem Vogelruf zu
halten ? — Der Geist einer Mutter bei ihrem sterbenden Kinde. — Der
Spiritismus als Erlöser. — Ein italienisches Spukhaus. — Zum Totenfest.
— Die Notwendigkeit des Spiritismus — Der Abgeschiedenen zu gedenken
! — Aus dem Tagebuche eines Metapsychikers. — Psychologischer
Experimentalvortrag von K. Huter- Breslau. Prof. Dessotr über spiritistische
Zeugnisse — Die Radiophotographie im Dienste der Totenschau.
Morgendaemringen. Skien 22. Jahrg. Nr. 10 — 12. — Lässt sich die individuelle
Präexistenz wissenschaftlich begründen? — Somnambulismus. —
Der Mann mit dem sechsten Sinn. (Der norwegische Holzschneider
Emil Enudsen, Gedankenleser und Hellseher.) - Unsere Ideale — Ein
spukhafter Wegweiser — Eine seltsame Geschichte (Auffindung eines gestohlenen
Pelzes). — Heilung durch Handauflegen. — Die ethische Grund-
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