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Peter: Die spiritistische Erklärung psychischer Phänomene. 69
Geist wunderbare, supranormale Fähigkeiten besitzt, die *
vielleicht zur Entfaltung in einer anderen, von der irdischen
verschiedenen Existenz bestimmt sind; dass es scheint,
dass „Etwas* wirklich aus dem Körper gewisser Personen ;
tritt, „wie eine Schnecke aus ihrem Haus" (um mich des <
Bildes zu bedienen, mit welchem die Herren Assistenten
des Prof. Mosso diese Hypothese lächerlich zu machen
suchten), und dass diese Individuen nicht einzig um sich
Verlängerungen ihrer Nerven oder anderer Kräfte ausstrecken
, wie ein Polyp seine Fühler, wofern dies geschmackvolle
Bild der Hypothese dieser Gelehrten gut entspricht.
Und nun, was ist denn so absurd daran, dass jene verborgenen
supranormalen Fähigkeiten, dieses „Etwas", das
die Okkultisten „Astralleib" genannt haben und das erklären
zu wollen ich mich hüten werde, zeitweilig oder für
immer die Trennung vom Körper überleben? Kann die
Wissenschaft, die so tiet unwissende Wissenschaft, welche,
alle diese Phänomene ignorierend, keines der kostbaren
Elemente besitzt, das ihr ein Urteil in solchen Dingen gestaltet
, ernstlich erklären, dass es absurd ist, den Gedanken
ohne Gehirn zuzugeben, da man nicht weiss, wie jene ,,Phan-
tome der Lebenden" denken ohne Gehirn? Ist diese
Wissenschaft nicht lächerlich, wenn sie durch den Mund
des Marcehn Berthelot proklamiert: „Es gibt keine Geheimnisse
mehr4*? Hat sie ein Recht, zu behaupten, tdie
Lichter des Himmels mit grossartiger Geste ausgelöscht zu
haben?* (Die grosse Geste ist die des Vogels Strauss!)
Und wenn dieser mit supranormalen Fähigkeiten ausgestattete
Geist, und dieser Körper, den man ,,fluidisch" oder
„astral" genannt hat, ihre Trennung vom Fleische möglicherweise
überleben, was ist dann so Absurdes und Unmögliches
dabei, dass sie versuchen und unter gewissen Bedingungen
erreichen, sich mit den Ä Lebenden" in Rapport zu setzen?
Die Spiritisten**) haben leider die Achillesverse des
Spiritismus geschaffen; ihr Mangel an kritischem Sinn hat
die „spiritistischen Botschaften" begreiflicherweise in grossen
Misskredit gebracht, aber ihre naive Neigung, in allen Phänomenen
Werke der Geister zu sehen, ihre platten Konversationen
mit Jeanne rf5Are und Melanchthon beweisen
gegen die spiritistische Hypothese so wenig, als die Ausfälle
ihrer Gegner, gerade so wie die zahllosen medizinischen
Schwindeleien in den Annoncen der Journale den Wert der
medizinischen Wissenschaft nicht beeinträchtigen können." —
* #
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*) Die ,Off enbarungs' - Spiritisten!
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