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Klinckowstroem: Beitrag zur Geschiebte der Wünschelrute. 79
ihm, wie Dr. Rieder er in Stuttgart gelungen seien, *) und in
demselben Sinne äusserte sich Prot Chr. Sam. Weiss, ein
Freund Ritter**, in der zu Genf erscheinenden wBibiiothö-
que britannique. Sciences et artsa, Mai 1807, 3b. Band.
Die wichtigsten Dokumente über die ganze Streitfrage
enthalten L. W. Gilberts „Annalen der Physik", im 26. und
27. Bande (1807J7 UnierHJemHesämttitel: „Einige kriti-?
sehe Aufsätze über die in München wieder erneuerten Verv
suche mit Schwefelpendeln, Wünschelruten u. d. m." nimmt
Gilbert die einzelnen Berichte, die über Ritter1* Experimente
erschienen waren, vor, und sucht die Inexaktheit derselben
nachzuweisen. Seine Ausführungen sind in der Tat sehr
beachtenswert, und man kann Ritter den Vorwurf nicht ersparen
, die ein sehr feines Instrumentarium erfordernden
Pendelexperimente nicht vorsichtig und peinlich genug ausgeführt
, besonders für die grösstmögliche Ausschaltung /
der Fehlerquellen nicht genügend Sorge getragen !
zu haben, was eben unbedingtes Erfordernis und Vorbedingung
ist, wenn man unanfechtbare Resultate haben will.
Das Gleiche ist von C. v Reichenbacfi* nahe verwandten
Pendelexperimenten zu sagen.8)
Doch zurück zu Gilberte Annalen. Band 27 bringt u. a.
einen verurteilenden Bericht über die Pendelversuche mit
CampetttTvon Prof. Marichaux (S. 33 ff.). Ferner einen
wichtigen, von Dr. C. H. "Pfäff eingeleiteten Aufsatz, dessen
Ueberschrift ich ungekürzt hierhersetze, weil sich darin die
Quintessenz der gegnerischen Erklärungsweise wiederspiegelt:
n Versuch einer aus mechanischen Ursachen hergeleiteten
Erklärung der Schwingungen, welche ein Würfel von
Schwefelkies, oder ein Stück jedes beliebigen Metalles, über
Metallplatten und verschiedenen anderen Körpern macht,
wenn er, an einem feinen Zwirnsfaden aufgehängt, mit der
Hand gehalten, wird." (S. 41 ft.) Die Erklärung ist die,
dass die Schwingungen des Pendels von den unbewussten
und unkontrollierbaren Schwankungen der frei gehaltenen
Hand (hervorgerufen durch den Blutumlauf, die Atem- [
bewegung usw.) herrühren, die den Paden hält. Sobald
nämlich die Hand gestützt wird, bleibt das Pendel in Ruhe!
Es folgen dann Bemerkungen über Vorgänger Ritter'*:'
2) Sehelling findet jedoch, im Gegensatz zu Ritter, im „tierischen
Magnetismus" die Erklärung der Erscheinungen. — Eine günstige
Besprechung des ganzen Problems ist auch in der von Dr. J. J.
Bartenkeil herausgegebenen „Medizinisch chirurgischen Zeitung",
1807, 2. Band, 8. 438 ff. zu finden.
3) Siehe G. Th. Feehner9* „Erinnerungen an die letzten Tage
der Odlehre und ihres Urhebers. Leipzig 1876,41 3. Kapitel«
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