Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 104
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
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101 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 2. Heffc. (Februar 1908.)

Brutus oder Attila geworden sind, ohne irgendwie überrascht
zu sein, nicht mehr als bei der Verwandlung in ein
Krokodil oder einen Papagei. Wir können sogar unsern
Traum damit fortsetzen, dass wir unsere Freunde in die
abnormsten und widersprechendsten Gestalten verwandelt
sehen, ohne dass in uns das leiseste Gefühl der Ueber-
raschung oder des Zweifels erweckt würde. Wir sind
leichtgläubig geworden, und um einen sehr passenden Ausdruck
zu gebrauchen, suggestibel.

Es ist leicht zu begreifen, warum die Suggestion in
Träumen so mächtig ist: einerseits ist es, weit wir in einem
Zustande partieller Amnesie sind, anderseits weil wir nicht
mehr die Vorstellung von der äusseren Welt haben, die
uns beinahe unzugänglich geworden ist. Aeussere Erscheinungen
wirken nicht mehr auf unsere Sinne, und wir
erhalten nicht länger den Beistand jener beständigen Erregungen
des Sensoriums, welche unser Bewusstsein in
einem stabilen Zustande erhalten, ohne ihm zu gestatten
von Träumen befallen zu werden-.

Bei hypnotisierten Individuen ist alles in Träumerei
versenkt. Sie bewegen sich in einem lebendigen Traum ;
sie gewähren den Anschein normal und wach zu sein, und
sind in Wirklichkeit träumend; ihnen ist der Traumzustand
der Leichtgläubigkeit und Amnesie in ihrer vollen Stärke
eigen, so dass, wenn wir etwas Beliebiges mit einem gewissen
Nachdruck und Aufwand von Autorität zu ihnen
sagen, sie alles glauben, was wir sie glauben machen
wollen. Wir sagen zu ihnen: „Ihr seid in Papageien verwandelt
", nnd ohne Erstaunen oder Widerstand glauben
sie, dass sie Papageien seien.

Ich entsinne mich dieses Experiment vor langer Zeit
an einem Freund erprobt zu haben. Ich sagte ihm: „Sie
sind in einen Papagei verwandelt". Er murmelte dann
nach wenigen Augenblicken der Ueberlegung: „Muss ich
die Körner verzehren, die sich in meinem Käfig befinden?11
Dies mag dartun, bis zu welchem Grade er auf seine Rolle
einging.

Man beachte als eine seltsame Erscheinung die
Anwendung des Wortes „Ich". Seine Persönlichkeit war
nicht verschwunden, er hatte das Bewusstsein seiner selbst
und er sagte „mein Käfig" . . , „muss ich verzehren?"
Polglich findet hier eine Verwandlung von Persönlichkeit
statt, die mit jener, welcher wir in Träumen begegnen,
identisch ist. Denn in einem Traume kann man glauben,
dass man in einen Papagei verwandelt ist, ohne dabei seine
Persönlichkeit eingebüsst zu haben; sie ist verwandelt


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