http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0154
De Fremery: Anleitung zur Kenntnis des Spiritismus. 143
Kabinett angetroffen. Eine Krankheit von verschiedenen
Wochen war die Folge davon. Um sich von dem auf sie
geworfenen Verdacht zu reinigen, wandte sie sich an Professor
Crookss mit der Bitte, alle ihm zur Verfügung stehenden
Mittel anzuwenden, um die Echtheit der Materialisation
von Käthe King zu beweisen. Um diese Materalisation
zu ermöglichen, wurde es für nötig erachtet, das
Medium in einem dunkeln Kabinett abzusondern, das man
gewöhnlich dadurch bildete, dass man einen Winkel des
Zimmers mit einer Gardine abschloss. Die gewöhnliche
Helle übte nämlich einen störenden Einfluss auf die Erscheinungen
aus. Crookes machte daher, da die Gelegenheit
dazu günstig war, von einer Phosphorlampe Gebrauch, die
aus einer fest verkorkten Arzneiflasche bestand, welche etwas
phosphorhaltiges Oel enthielt. Durch Oeffnen der Flasche
und Schütteln des Oeles entstand ein phosphoreszierender
Glanz, der es ihm ermöglichte, einige der geheimnisvollen
Erscheinungen des Kabinetts zu sehen. Den Verlauf seiner
Untersuchung beschreibt er also:
Bei einer Sitzung am 12. März 1874 trat Käthe, nachdem
sie sich in unserer Mitte bewegt und einige Zeit mit
uns gesprochen hatte, hinter die Gardine zurück, welche
mein Laboratorium, in dem die Gesellschaft sass, von
meinem Studierzimmer trennte, das zeitweilig als Kabinett
diente. Nach einer Minute trat sie wieder zur Gardine
und rief mich mit den Worten zu sich: „Kommen Sie in
das Zimmer und heben Sie den Kopf des Mediums in die
Höhe, sie ist hinunter gefallen." Käthe stand vor mir, in
ihr gewöhnliches weisses Kleid gehüllt und in ihrem turban-
förmigen Kopfputz. Ich ging sofort in das Studierzimmer
hinein zu Fräulein Cook, während Käthe auswich, um mich
vorübergehen zu lassen. Ich fand, dass Fräulein Cook zum
Teil vom Sofa heruntergeglitten war und dass ihr Kopf in
ganz verkehrter Haltung herunterhing. Ich hob sie auf
das Sofa und hatte dabei hinreichend Gelegenheit, trotz
der Dunkelheit festzustellen, dass Fräulein Cook nicht in
Käthe's Kostüm gehüllt war, sondern ihr gewöhnliches
schwarzsammtenes Kleid anhatte und sich in tiefem Trance
befand. Es verflossen nicht mehr als drei Sekunden
zwischen dem Sehen der weiss gekleideten Käthe vor mir
und dem Heben von Fräulein Cook aus der Stellung, in
welche sie gekommen war.
Zu meinem Beobachtungsposten bei der Gardine
zurückgekehrt, erschien Käthe wiederum und sagte, sie
glaube imstande zu sein, sich und ihr Medium gleichzeitig
mir zu zeigen. Es wurde alsdann das Gaslicht ausgedreht
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0154