http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0163
152 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 3. Heft. (März 1908.)
ich dachte mir, dass es von mir nicht löblich wäre, die
Seance zu stören. Da fiel mir ein, ich könnte ja vielleicht
eine geistige Botschaft entsenden. Wohlan! Ich warf
meinen Mantel um, um so die Aufmerksamkeit von den
Dingen abzulenken, die sich in meiner Gegenwart zutrugen.
Dann strengte ich mich im Gedanken intensiv an, eine'bestimmte
geistige Botschaft an meine Tochter zu senden.
Plötzlich wandte sich das Medium an mich, ohne irgendeine
Verständigung meinerseits, indem es sagte: „Mrs. Bell, ich
sehe, es geht etwas sehr Merkwürdiges mit Ihnen vor, etwas
was ich noch niemals vorher gesehen habe! Darf ich fragen,
haben Sie nicht an irgend Jemanden eine geistige Botschaft
geschickt?" Ich erwiderte; „Warum fragen Sie denn?"
Das Medium antwortete: „Ich will Ihnen sagen, was ich sehe."
Dann sagte es; „Meinem Gehirne entströmen sprühende
Lichtstrahlen, die mit einer weissen Spitze mein Gehirn
verlassen und mit einer schwarzen wieder zurückkehren.*4
Das Medium erfuhr psychisch, dass ich eine geistige Botschaft
ausgesandt habe und, obgleich es den Sendungsprozess
nicht gesehen hatte, urteilte es nach dem Eindrucke, dass
die Botschaft ihre Bestimmung nicht erreichte. Aber
warum sie sich nicht im Weltenraume verlor, statt „mit einer
schwarzen Spitze zu mir zurückzukehren", das konnte es nicht
erklären. Ich muss gestehen, dass meine Anstrengung der
Gedankenübertragung tatsächlich fehlschlug; denn die Botschaft
erreichte damals meine Tochter nicht. Ich muss
aber hinzufügen, dass ich vor einigen Jahren sehr erfolgreiche
"telepathische Experimente angestellt habe.4'
Physikalische Phänomene.
„Ich habe nun folgendes Experiment gewählt, weil es,
obgleich es eins der ersten war, am frappantesten und überzeugendsten
unter allen ausfiel.
Im Frühjahre des Jahres 1875 kamen drei Damen zum
Tee zu mir. Während unseres Gespräches bat mich eine
von diesen, ob ich die Damen nicht abends zu einer Söance
mitnehmen möchte. Ich erwiderte, in diesem Falle müssten
wir zu Mr. Burni Buchladen in der Southamptonrow, Holborn
gehen und dort nachfragen, ob heute eine Seance abgehalten
werde. Sie waren vollkommen einverstanden; aber
als wir nach 7 Uhr dort ankamen, sahen wir, dass für diesen
Abend noch keine Söance vorbereitet war. Herr Bums
erklärte, wir müssten warten, wozu wir uns auch entschlossen.
Anwesend war ein schlanker Amerikaner, später aber traten
noch zwei andere Männer ein. Wir sechs baten nun Mr.
Bums das Medium zu schicken und er wies uns deshalb
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0163