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156 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 3. Heft. (März 1908.)
Intelligenz entweder mit dem ganzen Körper operiert oder
nur mit einem Teil desselben. Eine derartige Behauptung
steht und fällt mit der Bejahung oder Verneinung der die
Sache an der Wurzel fassenden Frage nach der Identität
jener „Kontrolle14. Diese Frage ist in der Tat das Fundament
der Hypothese. Nun beweist der kontrollierende
Spirit seine Identität hauptsächlich durch Wiedergabe —
sei es durch die Sprache oder durch die Schrift — von
Tatsachen, welche seinem Gedächtnis angehören und nicht
jenem des Automaten. Dieser Identitätsbeweis wird gewöhnlich
von der Erinnerung an unbedeutende Kleinigkeiten
abhängen. Der Einwurf, dass die Kommunikationen
sich allzu oft auf triviale Dinge beziehen, beweist nur, dass
die Kritik nicht richtig denkt, Unser Bestreben ist ja,
nicht Wertvolles durch die Mitteilung zu erhalten, sondern
Etwas, was uns überzeugt. Was kann aber besser von der
Existenz eines fortdauernden Gedächtnisses überzeugen, als
die Erinnerung an unbedeutende Vorfälle, welche aus irgend
einem persönlichen Grunde einen bleibenden Eindruck hinterlassen
haben?
Nun finden wir, dass der verstorbene Edmund Garney
und der verstorbene Richard Hodgson, sowie der verstorbene
F. W. H. Myers und andere mit weniger bekannten Namen
beständig versuchen, mit uns zu verkehren in
der ausgesprochenen Absicht, ihre Identität zu beweisen
und uns durch Benützung verschiedener Medien zur absoluten
(Jeberzeugung zu bringen. Wir sehen sie gewisse
Fragen in der von ihrer Personalität bekannten Manier
beantworten und die ihnen eigentümlichen Anschauungen
vertreten.
„Dieses Geständnis, sagt Sir Oliver Lodge< machen wir
weder leichthin, noch voreilig. Wir waren trotz langer Konversationen
nicht von der Identität dieser fortlebenden
Freunde und Forscher zu überzeugen, auch dann nicht,
wenn diese Mitteilungen einen so freundschaftlichen und
intimen Charakter trugen, dass sie in normalen Fällen zur
Identifizierung von Freunden, welche z. B. durch ein Telephon
oder eine Schreibmaschine mit uns verkehrten, völlig
genügt hätten. Wir suchten nach einem definitiven und
unantastbaren Beweis („Crucial proof"), einem Beweis, der so
schwer auszudenken war, als schwierig ihn zu liefern. Die
angeblichen Kommunikatoren erkannten die Notwendigkeit
eines solchen Beweises so völlig an wie wir, und sie haben
ihr Bestes getan, dieser vernünftigen Forderung zu genügen.
Einige von uns sind der Ansicht, dass nun Erfolge wirklich
zu verzeichnen sind; andere sind noch im Zweifel.
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