Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 159
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
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Kaindl: Persönlichkeit und Wandlungen der Persönlichkeit. 159

der ununterrichteten Person, von welcher ich soeben sprach,
folgenden Versuch: Ich wusste, dass sie früher irgendwelche
Z wistigkeiten mit einem Pastetenbäcker gehabt hatte, den
sie herzlich verabscheute. Es fiel mir nun ein, sie in eben
diesen Pastetenbäcker zu verwandeln, um zu erfahren, was
sie über ihre erste Persönlichkeit aussagen würde, und um
zu versuchen, sie in Widerstreit mit sich selbst zu bringen.
Die Szene war in der Tat sehr sonderbar. Sie sprach
schlecht von sich selbst, aber mit äusserster Gewandtheit,
ohne darin zu weit zu gehen; gerade so, wie wir uns selbst
gegenüber nicht mit voller Offenheit unsere eigenen Fehler
und Irrtümer eingestehen, sondern sogar in Bezug auf unsere
geheimsten Gedanken eine förmliche Heuchelei aufrecht erhalten
. In den Pastetenbäcker verwandelt, sagte nun Virginia
von sich selbst: „Sie ist unausstehlich; sie gab mir
grobe Antworten." Aber sie hütete sich wohl, irgend etwas
zu sagen, was sie selbst in einem allzu ungünstigen Lichte
erscheinen lassen könnte. —

Bei Braid finden wir die Geschichte von einem Temperenzler
, welcher in seinem Normalzustand eine Person
von ausserordentlicher Enthaltsamkeit war. Braid machte
den Versuch, ihm mit Hilfe hypnotischer Einwirkung die
Idee einzugeben, dass er betrunken sei. Es wurde nun in
diesem Manne ein ausserordentlicher Zwiespalt und Widerstreit
offenbar zwischen seinen früheren Ideen und dem
Zustand anscheinender Trunkenheit, in den er durch
Suggestion versetzt worden war.

In andern Fällen sehen wir spontane oder durch
Somnambulismus hervorgebrachte Persönlichkeitsverwandlungen
, welche sehr hartnäckig werden und sich auf eine
beträchtliche Zeit ausdehnen Die zwei Personen, welche
auf diese Weise zusammengebracht werden, hegen gegeneinander
einen heftigen Abscheu. Ein Amerikaner, Dr.
Morton Prince, hat den Fall einer jungen Dame, Miss Beau-
champ, beschrieben, die m einem ihrer hypnotischen Zustände
eine sehr ruhige, bescheidene und zurückhaltende
Person war, während sie in dem andern hypnotischen Zustand
— in welchem sie den Namen Sally (Diminutiv von
Sarah) annahm — im Gegenteil unerträglich, unverschämt,
boshaft und unbändig war. In diesem Zustande spielte sie
der Miss B., welche sie verabscheute, fortwährend boshafte
Streiche; sie steckte Nadeln in ihr Bett, sodass Miss B., nachdem
sie in ihren Normalzustand zurückgekehrt war und
sich arglos niedergelegt hatte, bis aufs Blut gestochen
wurde. Sie kannte den Widerwillen, den Miss B. gegen
Schlangen und Frösche hegte; eines Tages kam ihr der


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