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176 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 8. Heft. (März 1908.)
der „Autoritäten" in drei Sprachen angepriesen wurden.
Die Zahl der betrogenen Opfer ist Legion.
d) Ein neuer Beweis von der Intelligenz
des Hundes wurde uns in nachfolgender freundlicher
Zuschrift mitgeteilt: „H. g. H. Prof.! Verflossenen Sonntag
las ich am Abend in den „Psych. Stud.a den Artikel
von Ernst Jäger-Co?vu$ (vor. Heft, S. 121) über den Verstand
des Hundes, der um so mehr mein Interesse erweckte
, als ich unmittelbar vorher eine ganz ähnliche Beobachtung
zu machen Gelegenheit gehabt hatte. An besagtem
Sonntag nämlich nahm ich, angesteckt von der jetzt
allgemein grassierenden Rodelepidemie, einen Schlitten mit
auf die Tour, wiewohl noch wenig Schnee lag und auch
dieser, entsprechend der milden Witterung, recht weich
war. Dabei begleitete mich mein Hund, ein l^mhriger
weisser Pudel vfn ungewöhnlicher Grösse und Köi&rkrfft,
aus Bayern stammend. Das Tier, froh, über die Möglichkeit
, sich im Freien nach langem Stubenhocken richtig austummeln
zu können, pflegt bei solchen sonntäglichen Spaziergängen
mit rasender Geschwindigkeit den von mir eingeschlagenen
Weg unzählige Male vorwärts und rückwärts
zurück zu legen. In dem welligen Vorland des Erzgebirges
angelangt, benutzte ich nun abschüssige Strassenstreeken zu
meinen ersten Uebungen im Eodelsport. So wie der
Schlitten aber ins Gleiten kam, stürzte ßich der treue
Hund wimmernd auf mich, erfasste meinen Ueberzieher und
sucnte mich zurückzuhalten. .Natürlich gelang es ihm nicht,
sondern er wurde ein Stückchen mitgeschleift, erneuerte
aber immer wieder unter stetem Wimmern seine Versuche,
mich zu „retten". Dass dies seine wirkliche Absicht war,
und dass sein Verhalten nicht etwa der Furcht entsprang,
zurück zu bleiben, können Sie daraus entnehmen, dass ich
als älterer und vorsichtiger Mann nur sehr mässig geneigte
Stellen zu meinen ersten Fahrversuchen wählte und beständig
bremste, so dass der Hund diese Strecken neben mir
wesentlich schneller hätte zurücklegen können. Der Hund
hat nach der angezeigten Richtung keinerlei Dressur erhalten
, kann nicht einmal apportier.en. Die mangelhafte
Schneebedeckung und die ungünstige Witterung brachte es
mit sich, dass sich überhaupt nur da fahren Hess, wo die
Landjugend durch ihr Schütteln schon eine Art fester und
glatter Bahn geschaflen hatte. Mithin fehlte es bei meinen
Grleitversuchen, entsprechend der sonntäglichen Müsse, nicht
an zahlreichen jungen und alten Zuschauern. Und wiewohl
der Anblick des sich in den Mantel verbeissenden und mit
mir herabrutschenden Hundes gewiss einen komischen An-
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