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Literaturbericht.
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raktereigentümlichkeiten offenbarten, und die zahlreichen, zum teil
ziemlich dunkeln Aussprüche grosser Männer über das Zwiefältige
im Menschengemüte sind neben manchem anderen hier benützt
worden, um nachzuweisen, dass Menschsein bedeute, Mann- und Weib-
heit in einem zu sein. Ja nur die seien berufene und überzeugende
Künder vom Sinne alles Werdens, welche in sich die Mannheit
und die Weibheit in vollkommenerem Ausgleich besitzen. Wird
der Verfasser viele überzeugen ? Wir glauben es nicht.
Wienhold.
Psychologische Untersuchungen. Herausgegeben von Theodor Lipps.
1. Band. 4. Heft. Die Erscheinungen. Die physikalischen Beziehungen
und die Einheit der Dinge. Zur Frage der Eealität
des Raumes. Das Ich und die Gefühle. Das Wissen von fremden
Ichen. Von TL Lipps. Leipzig, Verlag von Wilhelm Bagelmann.
1907. Von S. 523—722. Gross 8°.
Hier spricht ein echter Philosoph ! In die Tiefe führend, und
doch klar und überzeugend! Halt machend vor dem gegebenen
Unerforschlicben, aber das Erreichbare sicher beherrschend! Allen
Lesern, jungen und alten, werden diese Untersuchungen hoch willkommen
sein. Wienhold.
Das Wetter und unsere Arbeit. Experimentelle Untersuchungen über
den Einfluss der meteorologischen Faktoren auf die körperliche
und seelische Arbeitsfähigkeit von Alfr. Lehmann, Direktor des
psychophysischen Laboratoriums der Universität zu Kopenhagen,
und R. H. Pedersen, Lehrer an der Volksschule zu Kopenhagen.
Mit 20 Figuren im Text. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann.
1907 (Sammlung von Abhandfungen „Zur psychologischen Pädagogik
", 2. Band, 2. Heft). Gross 8«. S. 99 — 202. Preis M. 2.—.
Die Grösse der körperlichen und der psychischen Arbeit variiert
von Tag zu Tag. Schwankungen der Muskelkraft, wahrscheinlich
auch die der Gedächtnisleistungen u. a sind von der Lichtstärke
, der Temperatur und dem Luftdrucke abhängig. Auch diese
Untersuchungen sind von Bedeutung in praktisch-pädagogischer Beziehung
. Wienhold.
L-S. Fugairon, docteur es-sciences et en meMecine, La Survivance de
l'Ame, ou la Mort et la Renaissance chez les Etres vivants. Etudes
de Physiologie et d'Embryologie philosophiques, avec Planches et
Figures dans le texte. 286 pages in-18. Librairie du Magn&isme,
23 rue Saint-Merri, Paris. Prix 4 fr. (relie* toile).
Dieses Werk eines auch philosophisch gründlich gebildeten
Arztes, das dem Schriftleiter von seinem Freund und Strebens-
genossen Camille Revel (Lyon) schon im Herbst v. J. auf einer gemeinsamen
Reise durch Deutschland und Oesterreich als der Beachtung
der deutschen Metapsychiker besonders würdig empfohlen
wurde, zählt in der Tat zu dem Bedeutendsten, was die einschlägige
Literatur jenseits der Vogesen in letzter Zeit auf den Büchermarkt
gebracht hat. Für den Verf., der sich hauptsächlich mit den
Grundgedanken von Leibniz und Dr. Gustave le Bon, teilweise auch
mit Mückeln monistischer Theorie der Zellenseele inspiriert zu haben
scheint, ist das Fortleben der Seele nicht, wie der Titel erwarten
lässt, ein Gegenstand der Metaphysik oder der Theodicee, sondern
der Naturgeschichte. „Durch die Beobachtung der empirisch gegebenen
Tatsachen, durch das biologische Experiment, durch das
tiefere Nachdenken über die physiologischen und embryologischen
Phänomene muss das Problem gelöst werden/ sagt er und behandelt
es so. Es ist also in seinem Buch nicht etwa die Eede von zukünftigen
Strafen oder Belohnungen im theologischen Sinn, ja nicht
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