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236 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 4. Heft. (Aprii 1908.)
obschon sich ihr zu widmen in rein wissenschaftlicher, wie
in praktischer Beziehung eine hohe und dankbare Aufgabe
sei.
h) Neues vom Mars. Professor Percival Lowett, dessen
feste Ueberzeugung vom „Leben auf dem Marsa (trotz seiner
niedrigen Temperatur) unsere K. Not e) v. H. (8.177) erwähnte,
hat der Zentralstelle lür astronomische Telegramme in Kiel am
25. Febr. aus Boston folgende Mitteilung zukommen lassen:
„Eine Vergleichung der Spektrogramme von Slipher, wiederholte
Aufnahmen, zeigt ein schwaches Band kräftiger, als
beim Monde, das Wasser in der Atmosphäre anzeigt." Damit
wäre aber nun auch auf spektroskopischem Wege die
Existenz von Wasserdampf in der Lufthülle des Mars bewiesen
, woraus der Schluss zu ziehen ist, dass die weissen
Polarkappen in der Tat aus Niederschlägen von Wasser,
d. h. aus Schnee, nicht aber, wie von einer Seite angenommen
worden ist, aus fester Kohlensäure bestehen. —
Auch die Pariser ,,Akademie der Wissenschaften" erhielt
(laut Nachricht vom 16. März er.) die Mitteilung, dass es
dem Astronomen Lowett definitiv gelungen sei, durch
Spektraluntersuchung festzustellen, was bisher nur Hypothese
war, nämlich das Vorhandensein von Wasserdämpfen
oberhalb des Planeten, womit der Marsforschung ein neuer
Impuls gegeben ist.
i) Die Verflüssigung des Heliums. In
der letzten Versammlung der niederländischen Akademie
der Wissenschaften wurde die Mitteilung gemacht, dass es
dem Leydener Hochschulprofessor Kamerlinyh Onnes gelungen
ist, das letzte der sogenannten edlen Gase, das
Helium, zu konsolidieren. Der englische Physiker Thomas
Andrews hatte gelehrt, dass zur Konsolidierung eines Gases
das Sinken seiner Temperatur bis zu der sogenannten „kritischen
Temperatur" notwendig ist, über der keine Verdichtung
möglich ist. Da man bis jetzt in den Laboratorien
keine Temperatur unter minus 257 Grad hatte erreichen
können und die „kritische" Temperatur des Heliums auf
minus 272 Grad berechnet war (das heisst ein Grad über
dem absoluten Nullpunkt), so erachtete man die Versuche,
auch das Helium durch Kälte und Druck fest zu machen,
als fast aussichtslos. Die Hochachulprofessoren Lorentz und
Kuenen wohnten dem entscheidenden Experiment im Physikalischen
Laboratorium der Leydener Universität bei. Es
wurde dabei nicht das gewöhnliche Zwischenstadium verspürt
, dass das Gas flüssig wird. In der Sitzung der Akademie
wurde der Entdecker unter lebhafter Zustimmung
der Versammlung von dem Vorsitzenden, Professor van de
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