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238 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 4. Heft. (April 1908.)
Geist zu fassen und so lange festzuhalten, bis sichere und
glaubwürdige Zeugen dazukommen, ganz besonders reich be-
lohnen. Mit anderen Worten; wer in unanfechtbarer Weise
nachweisen kann, dass in einem bestimmten Räume sich ein
Geist oder ein Gespenst aufhält, soll Anspruch auf einen
Preis von 20000 Mark haben. Diesen Geisterpreis hat ein
Herr Joseph Batties testamentarisch hinterlassen. Er hatte
sehr oft gehört, wie glaubwürdige Männer versicherten, dass
sie ein Gespenst gesehen hätten, aber er selbst hatte ein
solches Glück nie gehabt. Er meinte deshalb, dass unter
den vielen und ernsthaften Problemen, die die Menschheit
noch zu lösen hat, sich auch das Geisterproblem befinde,
und wollte zur Lösung sein bescheidenes Teilchen beitragen;
er bot deshalb, wie man aus dem „Newyork and American
Journal" erfährt, der Clark University inMassachusetts
den oben erwähnten Gespensterpreis an; die
Universität hat die 20000 Mark angenommen und sich bereit
erklärt, die Geisterforschungen mit ihrem guten wissenschaftlichen
Namen zu decken. Hoffentlich wird die gute
Seele des Herrn Batties selbst etwas zum Gelingen des
schönen Werkes beitragen und aus dem Jenseits herniedersteigen
, um sich von irgendeinem Geistersucher „fangena zu
lassen."
m) Eine genau eingetroffene somnambule
Ahnung berichtet die sonst sehr skeptische „Tübinger
Chronik" in Nr. ü7 er. aus Biberach, 19. März, wie folgt:
„Die Meinung, dass im Untergrund der menschlichen Seele
eine Ahnung kommender Dinge schlummere, wird anscheinend
durch nachstehenden wahren Vorfall bestätigt.
Die jugendliche Frau des Bierbrauereibesitzers Handtmann
„zum Biber" sollte sich einem operativen Eingriff unterziehen
, zu welchem Zweck deren Betäubung nötig war. Vor
völligem Eintritt der Narkose, im Halbschlummer, sprach
die Frau ohne Unterlass, im Wahn, ihr kleines Kind vor
sich zu haben, die Worte: „Nicht wahr, wir geben unseren
Papa nicht her, er darf nicht sterben!" Der junge Gatte
stand, während seine kranke Frau so sprach, in voller
Gesundheit an deren Krankenlager — vier Tage nachher
aber wurde er begraben! Am Tage nach dem Vorfall
überfiel ihn eine schwere Krankheit, deren Opfer er nach
kurzer Frist geworden ist. So hat sich die in somnambulem
Zustande geäusserte Ahnung der nun wieder in der Genesung
befindlichen Frau in grausamer Weise bewahrheitet
."
n) Vom Tode auferstanden? Eine mysteriöse
Magnetisierungs - Geschichte wird dem „Berliner Lokal-An-
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