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De Fremery: Anleitung zur Kenntnis des Spiritismus. 261
Chase Folgendea mitteilt:*) „Nachdem wir kurze Zeit
sassen, zeigten sich Klopfen und andere Manifestationen
und wurden verschiedene Fragen gestellt und beantwortet,
ehe wir den Zweck unseres Besuches bekannt machten.
Alsdann fragte ich: „Sind hier die Geister, welche versprochen
haben, meine Hand anzufassen ?tt Die Antwort
lautete: „Ja." Nun streckte ich meine Hand in dem
Baume aus, so dass sie unmöglich von einem der Anwesenden
erreicht werden konnte, ohne dass sie die Haltung veränderten
, was sie nicht tun konnten, ohne dass ich es gesehen
" hätte. Ich fühlte eine Hand in der meinigen, gerade
als wäre es die eines lebenden Wesens; die Berührung der
einzelnen Einger war deutlich zu unterscheiden. Es sollte
die Hand meiner verstorbenen Frau sein. Eine ihrer
Hände war infolge schwerer Brandwunden, die sie als Kind
erhalten hatte, missgestaltet. Zwei Finger waren nach
der Spanne der Hand gebogen und ein Fingernagel war
ganz kurz und dick. Ich bat sie sodann, die missgestaltete
Hand in die meinige zu legen, was sofort' geschah.
Sie streckte den Finger mit dem dicken Nagel über die
Spanne meiner Hand, als wollte sie mich von ihrer Identität
überzeugen." —
Noch stärker offenbart sich das Wiedererkennen aus
einer Photographie der materialisierten Gestalt. Das Erscheinen
einer solchen Gestalt verursacht unwillkürlich eine
Bührung, der sich nur wenige entziehen können, und man
ist dadurch nur allzugern geneigt, in einer oberflächlichen
üebereinstimmung eine vollkommen befriedigende Aehnlich-
keit zu sehen. Die Photographie aber lässt sich unbefangen
studieren, wenn jede Aufregung des Augenblicks verschwunden
ist. Als Beispiel dieser Art kann die Photographie
dienen, welche bei einer Sitzung des Mediums
Dr. Stansbury bekommen wurde.**) Sie gibt die materialisierte
, vollkommen wieder zu erkennende Gestalt der
ersten Frau des Mediums wieder, welche erschien, als sich
das Medium in dem aus 18 Teilnehmern bestehenden Ereis
befand, welche alle die Erscheinung sahen, wovon die Photographie
unwiderlegliches Zeugnis ablegte. —
Indessen liegt in dieser Gleichheit des Aeusseren noch
kein genügender Beweis der Identität. Die Unvollkommenheit
der Materialisationen und die Formveränderungen, welche eine
materialisierte Gestalt erfahren kann, mahnen zur Vorsicht.
Es scheint als ob der Gedanke das Bild modelliere. Das
*) Adin Ballm: „Spirit manifestations*, 8. 91.
**) „Psychische Studien,« Jahrg. 1889, Juniheft.
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