http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1908/0274
De Fremery: Anleitung zur Kenntnis des Spiritismus. Jf>3
Dunkelsitzungen, bei denen Herr Livermore meistens mit
dem Medium allein war, das er stets an beiden Händen
festhielt. Das Medium war dabei normal und sich dessen,
was vorfiel, bewusst. Die materialisierte Gestalt Estella's
entwickelte sich stufenweise; erst bei der 43. Sitzung konnte
Herr Livermore sie wiedererkennen, dank einem eigenartigen
Licht, das unter Leitung einer anderen Gestalt
zustande kam, die ihr bei ihren Manifestationen behilflich
war und sich den Namen „Franklin" gab. Von dieser Zeit
ab wurden die Erscheinungen Estella's mehr und mehr
vollkommen und schliesslich konnten sie das Licht einer
von Herrn Livermore mitgebrachten Laterne ertragen.
Die Gestalt konnte nur einzelne Worte sprechen. Sie
machte daher ihre Mitteilungen schriftlich und zwar auf
Karten, welche Herr Livermore bei sich hatte und welche
nicht von der Hand des Mediums, sondern von der
Estelld* beschrieben wurden, manchmal unter den Augen
des Herrn Livermore bei dem von ihm angezündeten Licht.
Die Handschrift, in der diese Mitteilungen gemacht waren,
stimmte vollständig mit derjenigen überein, welche die
Verstorbene in ihrem Leben schrieb. — Ausserdem wurde
auch öfter französisch geschrieben, eine Sprache, welcher Estella
vollkommen mächtig war, welche aber das Medium nicht
kannte. Auch der Inhalt der Mitteilungen bewies klar,
dass die materialisierte Gestalt keine andere als Estella sein
konnte.
Als Estella sich nicht mehr sichtbar materialisieren konnte,
war sie doch noch im stände, sich durch unsichtbare Selbstprojektion
photographieren zu lassen. Herr Livermore hatte
von den transzendentalen Photographien Mumler'u sprechen
hören. Er glaubte nicht daran und traf alle möglichen
Massregeln, um ihn in Verwirrung zu bringen *) Er sass ihm
zweimal zu seinem Porträt. Das erstemal erschien auf der
Photographie eine Gestalt neben Herrn Livermore, die später
von Dr. Gray als einer seiner Vorfahren erkannt wurde.
Das zweitemal wurden fünf Aufnahmen gemacht, wobei
Herr Livermore immer wieder eine andere Haltung annahm.
Auf den ersten zwei Platten war der Hintergrund etwas
verschwommen; bei den drei folgenden war Estella
immer deutlicher und zwar immer wieder in anderer Haltung
. Nicht bloss er selbst, sondern alle, die sie gekannt
hatten und die Porträte sahen, zweifelten keinen Augenblick
an der Aehnlichkeit.--
*) „Spiritual Magazine41 1869, S. 252.
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