Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 286
(PDF, 215 MB)
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286 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1908.)

von Endor) oder die Odyssee (Odysseus beschwört die Schatten)
erwähnen, sind ähnliche Andeutungen in den ältesten germanischen
Urkunden meines Wissens bisher gänzlich unbeachtet
geblieben. Dem bienenhaften Sammelfleisse eines
Kieservetter wenigstens, der in seinem Werke: „Der Okkultismus
des Altertums" alle einschlägigen Mitteilungen zu-
sammenträgt. scheint diese Tatsache entgangen zu sein, da
er ihrer in dem Kapitel über den Okkultismus der Ger-
manen keine Erwähnung tut. Es ist daher vielleicht nicht
ganz ohne Interesse, wenn ich nachstehend dasjenige anführe
, was diesbezüglich die Edda (— Urgrossmutter, die
älteste Urkunde nordisch-germanischer Geisteskultur) uns
darbietet.

Da heisst es zunächst in der Skalda (Sk. c. hO,Högni
und Hilde): „In der Nacht aber ging Hilde (König Högni%
Tochter) zum Wal platz und weckte durch Zauberkunst
die Toten alle, und den andern Tag gingen die Könige zum
Schlachtfelde und kämpften, und so auch alle, die tags
zuvor gefallen waren. Also währte der Streit fort einen
Tag nach dem andern, und alle, die da fielen, und alle
Schwerter, die auf dem Walpiatze lagen, und alle Schilde
wurden zu Steinen. Aber sobald es tagte, standen alle
Toten wieder auf und kämpften und alle Waffen wurden
wieder brauchbar. Und in den Liedern heisst es: „Die
Hiadninge würden so fortfahren bis zur Götterdämmerung/'
(Nach der Karl Simrock'sohm Uebersetzung.)

Hier handelt es sich allerdings nicht um eine Geisterzitation
, sondern nur um eine Wiedererweckung von Toten
durch Zauberkunst. Auch der Mythus vom Tode Balder's*)
durch den blinden Hödur, welchem der böse Loki einen aus
der Mistel geschnitzten Pfeil überreicht hatte, um ihn auf
seinen Bruder Balder abzuschiessen, läuft im Prinzip darauf
hinaus. Die Mistel war nämlich das einzige Ding, dem
Freya den Eid abzunehmen vergessen hatte, den lieblichep
Balder nicht zu töten. Bezüglich der hohen Wertung der
Mistel bei den Kelto-G er manen macht Simrock darauf aufmerksam
, dass die Mistel, scheinbar ohne Samen ent-
spriessend und ohne Erdwurzeln wachsend, als ein Werk
des Himmels erschienen sei und ihr daher wunderbare
Kräfte zugeschrieben werden durften. Ich möchte die Symbolik
der Mistel im Falle von Balder's Tod noch etwas vertiefen
und sagen: Geist kann nur durch Geist, Göttliches

*) Balder, lieblich und lebensprühend, Gott des Lichtes und
des Sommers, überwunden vom blinden ü»dur, dem Repräsentanten
der Finsternis und des Winters.


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