Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 287
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Freudenberg: Totenbeschwörung und Edda. 287

nur durch Göttliches überwunden werden. Oder von einer
anderen Anschauung ausgehend: der Tod der Götter war
ihr eigenes Werk, ihre eigene Schuld, wie denn die germanische
Urlehre mit der indischen Karmaidee unverkennbare
Berührungspunkte aufweist.

Nach Balderh Tod drang ein kühner Ase bis in das
Reich der Totengöttin Hei vor und erlangte das Versprechen,
dass Hei Balder freilassen wolle, wenn alle Kreaturen dessen
Tod betrauern würden. Indess wurde die Rückkehr Balder's
aus der Unterwelt wiederum durch Loki vereitelt, der sich
in Gestalt eines Riesen weibes von allen Geschöpfen allein
weigerte, Balder's Tod zu beweinen.

So viel aber geht auch hieraus deutlich hervor, dass
unsere Altvordern den Bann des Todes nicht für einen un-
durchbrechbaren hielten. —

Ferner gehört hierher die 12. Strophe aus dem Runenlied
Odhin's der älteren Edda, welche lautet:

„Ein Zwölftes kann ich, wo am Zweig hängt

Vom Strang erstickt ein Toter,

Wie ich ritze das Runenzeichen,

So kommt der Mann and spricht mit mir."

Auch dies erscheint im ersten Augenblick als eine einfache
Wiederbelebung. Simrock aber sieht darin eher eine
Bannung der Seele des Abgeschiedenen, also eine richtige
Zitation durch den Runenzauber, als eine wirkliche Wiedererweckung
. Zu dieser Annahme, welche er im übrigen nicht
näher begründet, hat ihn vielleicht die Tatsache geführt,
dass wir Odhin an einer anderen Stelle der Edda in ganz
unzweideutiger Weise einen abgeschiedenen Geist berufen
sehen, damit ihm dieser Zukünftiges offenbare. Es ist dies
die 4. und 5. Strophe des Vegtamskyida (Wegtamslied)
der älteren Edda (Nöluspa) und bezieht sich gleichfalls
auf den Tod Balder% den die Götter ahnten, über dessen
wirkliches Bevorstehen aber sich Odhin Gewissheit verschaffen
wollte, weshalb er nach Hel's Reich ritt und den
Geist der verstorbenen „wissenden Wala'4 beschwor. Die
Stelle lautet:

„Da aber ritt Odhin ans östliche Tor

(von BePs hoher Halle),
Wo er der Wala wusste den Hügel (Grabtumulus).
Das Wecklied begann er der Weisen zu singen,
Nach Norden schauend schlug er mit dem Stabe,
Sprach die Beschwörung, Bescheid erheischend,
Bis gezwungen sie aufstand, Unheil verkündend.


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