Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 288
(PDF, 215 MB)
Bibliographische Information
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288 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1908.)

Die Wala spricht:

Welcher der Männer, mir unbewusster,
Schafft die Beschwerde mir solchen Gangs?
Schnee beschneite mich, Kegen beschlug mich,
Tau beträufte mich, tot war ich lange u. s. w.<fc

Hier haben wir ganz ohne Zweifel eine
Totenbeschwörung in bester Form vor uns, die
in nichts den biblischen und homerischen
üeberlieferungen nachsteht. —

Es seien hier in Kürze noch ein paar Fragen beantwortet
: Wer ist die Wala und wie kommt es, dass Odhin,
der Göttervater, dor Allvater, der Schöpfer der Menschen
fin der Trias Odhin-Wili-We als Geist-Wille- Gefühl), des
Orakels der Wala bedarf, um die Zukunft zu erschauen?
Die Walen oder Wölen waren zauberhafte Wahrsagerinnen
und vom Stamm der Kiesen, dem ältesten Göttergeschlecht,
der Personifikation des Chaos oder der rohen Naturkräfte.
Die Asen aber, wiewohl höher organisiert und den Riesen
in vielem überlegen, standen doch als später geworden der
Urzeit nicht so nahe. Die Kiesen waren die Träger der
Uroffenbarang. Die Walen konnten daher nicht allein
die Zukunft verkündigen, sondern sie durchschauten auch
die Vergangenheit und vor ihrem Blick war der Schleier
gelüftet von dem geheimnisvollen Ursprung der Dinge. Sie
erfassten den grossen Zusammenhang alles Geschehens, und
so weissagt die Wala dem Odhin in dem oben angeführten
Liede nicht nur den bevorstehenden Tod Haider'*, sondern
auch den Tod aller Götter in der Götterdämmerung infolge
eigener Schuld, den Weltuntergang und — die Auferstehung
, das einstige Wiederauftauchen einer sündlosen
neuen, schöneren Welt aus der allgemeinen Flut, Beginn
eines höheren Cyklus. —

Indirekt lässt sich auch aus einer Stelle im Harbards-
lied der älteren Edda ein Verkehr mit Abgeschiedenen
folgern. In dem Zwiegespräch zwischen Thor und Harbard
fragt Thor (Strophe 43—45):

„Woher hast du nur die Hohnreden all?
Ich hörte niemals so höhnische."

Darauf entgegnet Harbard:

„Von alten Leuten lernt ich sie,
Die in den Wäldern wohnen."

Und Thor erwidert:

„Du gibst den Gräbern zu guten Namen,
Wenn du sie Wälder-Wohnungen nennst/-'


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