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Bormann: Steuer der Wahrheit zu Kani's „Vorlesungentt etc. 293
den „Träumen eines Geistersehers4'*), sondern implicite auch
in den .Vorlesungen über Psychologie" finden, immerbin
„spiritistisch" waren.
Abgesehen davon darf aber die nicht geringe Schätzung,
welche Heinze Kants „Vorlesungen über Metaphysik" beweist
, nicht übergangen werden. Nach der Darstellung
ßeinhard's, der davon nichts sagt, musste es scheinen, als
ob Heinze, wie es die der grossen Ausgabe der A'Wschen
Werke vorstehende Kommission tat, da sie jene Vorlesungen
nicht aufnahm, sie ohne Wert oder gar entstellend für
Kant finde. Das Gegenteil ist der Fall!
Nach seiner sorgfältigen Prüfung hält Heinze die
Handschriften LI, KI und H als inhaltlich in
der Hauptsache übereinstimmend auseinander von der Handschrift
L II, die zwar im ganzen mit L I stimmt, doch auch
merkliche Abweichungen enthält, und der Handschrift
K II, welche K I nahestehend doch wiederum beachtenswerte
Unterschiede davon zeigt, und die Heinze als die
einzige möglicher Weise direkte Nachschrift im Kolleg betrachtet
, da sich die übrigen Handschriften als Abschriften
von Kollegienheften kennzeichnen. Die Vorlesungen, wie
sie die drei erstgenannten Handschriften wiedergeben, hat
der Zeit nach, in der sie Kant hielt, Heinze so genau wie
möglich auf die zwischen Winter 1775—6 und Winter
1 ??9—80 liegenden Semester festgesetzt. Es ist unmöglich,
dass sie nach 1784—5 gehalten wurden wegen der darin
vorkommenden Bemerkung über das unzersetzbare Wasser,
da ja die Zerlegung des Wassers durch Lavoisier 1783 gelang.
Weil ferner in der Tafel der Kategorien manches fehlt,
was in der Kr, d. R. Vn. darauf zu finden ist, können die
Vorlesungen nicht einmal nach 1779—80 (Fertigstellung der
Kr. d. R. Vn.) gehalten sein. Da nun aber von Crusius
als Totem (f 111b) die Rede ist, sind die Vorlesungen
wiederum unmöglich vor 1775 anzusetzen. Nach dieser gewissenhaften
und unwidersprechbaren Berechnung also
fallen die Vorlesungen ? wie sie auf örund von L I Pölitz
zuerst druckte und du Prel teilweise (nl. den Teil über
Psychologie) neu herausgab, in die Höhezeit von Kant,
welche unmittelbar vor dem Erscheinen der Kr. d. R. Vn.
liegt. Wenn du Prel, dem nicht wie Heinze eine Kollation
sämtlicher Handschriften ermöglicht war, den Irrtum beging,
diese Vorlesungen noch später anzusetzen, wobei er nach dem
*) Es ist nicht unwichtig, hier anzumerken, dass Ka?}t, als er die
„Träume usw.* schrieb, ein Vierziger und nicht damals der „jugendliche
Itant1 war, den ihn Deinhara sein lässt. B.
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