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Literaturbericht.
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Die sechs Vorträge behandeln: Begrenztheit der Erkenntnis,
der Glaube an Gott, die Kirche, Sittlichkeit, Politik und Unsterblichkeit
; sie stellen also das in den Gesprächen Zerstreute unter gewissen
Gesichtspunkten zusammen. Wesentlich Neues wird nicht
geboten. Im letzten Vortrage kommen auch mehrfach zeitgenössische
Friedrich Nietzsche und Richard Wagner. Ihre persönlichen Beziehungen,
Kunst- und Weltanschauungen. Von Hans BUarL Berlin 1907.
Verlag von Franz Wunder. 104 Seiten 8°. Preis Mk. 2.—
Die Schrift zerfällt naturgemäss in 2 Teile: Nietzsche der
Wagnerianer und Nietzsche der Antiwagnerianer; daneben muss aber
auch die Rede sein von dem Schopenhauerianer und dem Anti -
schopenhauerianer. Die Parsifaldichtung machte den schon früher
skeptisch Gewordenen im Jahre 1878 zum werdenden Antiwagnerianer
. Lebensverneinung, Mitleiden, Romantik und Schauspielkunst
sind die vier Hauptbegriffe, die s^ch gegen Wagner richten ;
seine Kunstwerke werden vom dramatischen, musikalischen, ethischen
und metaphysischen Prinzip aus bekämpft. Psychologisch und philosophisch
interessant ist und bleibt der Entwicklungsgang und der
Verlauf der persönlichen Beziehungen der beiden grossen Männer,
und insofern verdient das knapp und übersichtlich gehaltene Werk die
Aufmerksamkeit aller Gebildeten. Der Standpunkt des Verfassers sei
durch das Schlusswort charakterisiert: „Einst wird der Wagnerkunst
ihr Ende erdämmem; die Nietzsche-Philosophie in ihrer Umwertung
aller Werte mag die Morgenröte ihres Niederganges sein!
Der Gott, der stärker ist als alle wagnerischen Ideale in Religion
und Kunst, der furchtbare und ewige Jasager zum Leben mag ihr
Vernichter werden, Dionysos!" Wienhold.
Reponse au livre intitule: „Lhypnotisme et le spiritisme" du Dr. J. Lap-
poni, medecin de L L 8. 8. Leon XIII. et Pie X. Von J. Fraiktn,
Präsident der Fe'de'r. spirite de Liege. Lüttich, im Selbstverlag des
Verfassers, 1903. 51 S. 8°. Preis 0,25 Frcs.
Verf. wendet sich in scharfer Weise gegen den LapponPschen
Standpunkt, der in den sog. Tatsachen des Spiritismus zum Tei!
Täuschung, zum Teil aber ein Werk der Dämonen sieht. Er verteidigt
auf das energischste die wissenschaftliche Berechtigung der
spirituaiistischen Hypothese und zugleich deren moralischen Wert
und ermahnt die spiritistisch gesinnten Leser , sich durch die autorisierte
Kundgebung Lapponi's, hinter der sich echt jesuitisch der
Angriff der Kirche gegen den Spiritismus verberge, nicht beirren zu
lassen. — . Breudenberg.
i'au delä et ses problemes. Von Ch. Lancelin mit Vorrede von M. de
Montaigne und 10 Figuren im Text. In-18, 301 S. In Leinen geb.
Preis 3,50 Frcs. Verlag: Librairie du Magnötisme, 23 rue St.
Merri, Paris.
Der Verf. beginnt mit einer spannend geschriebenen Erzählung,
in der sich die geheimnisvollen Kräfte der Nachtseite des Lebens
wirksam zeigen, und geht, nachdem er so gewissermassen ein Spiegelbild
von dem praktischen Okkultismus entworfen hat, zu einer populären
Besprechung der Einzelheiten desselben über. So behandelt
er die Anrufung der Toten, die Phantome Lebender, die Psycho-
metrie, Telepathie, das Hellsehen, die Magie, die Divination, die
Alchymie etc. Dabei verlegt er sich weniger auf einen Beweis
durch wissenschaftliche Gründe, als vielmehr auf die Anführung
von kontrollierbaren Tatsachen. Von besonderem Interesse ist die
Behandlung der magischen Spiegel. Ueberhaupt gibt der Verf. für
alle, welche selbst experimentieren wollen, praktische Anweisung
Schriftsteller zu Worte.
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