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Stern: Eine Botschaft. 331
storhener Sohn erkannt. Desgleichen ist ja der Schreiberin
sofort die Stimme des Onkels als bekannt vorgekommen.
Sie erhielt von diesem seither noch andere Beweise, doch
wurde mir darüber noch nichts eröffnet. Vielleicht lässt sich
Frau G. mit der Zeit noch zu weiteren Mitteilungen bereit
finden.
Der Inhalt der zweiten Trancerede mutet stellenweise
etwas sonderbar an, doch soll sie genau wiedergegeben sein.
Ich gehe auf die Einzelheiten hier nicht ein, denn für
den okkultistischen Forscher ist z. ß. die Wolke, die sich
über dem Haupte des Mediums bildete, viel bedeutsamer,
ebenso der Umstand, dass sie am hellen Tage sichtbar
war und bei der zweiten Mitteilung ihre Farbe veränderte.
Die Wolke an sich scheint mir darauf hinzudeuten, dass
das Medium bei weiterer Ausbildung bald Materialisationen
produzieren würde. Und die Verfärbung derselben darf
wohl dahin gedeutet werden, dass die zweite „Intelligenz"
in ihrer Läuterung noch nicht so weit fortgeschritten war,
wie die erste. Es ist dies allerdings eine Deutung in spiritistischem
Sinne, doch erscheint sie mir nicht unberechtigt;
jedenfalls ist es die einfachste Erklärung dieser auffallenden
Erscheinung.*)
*) Wenn wir uns auch der auf den ersten Anblick relativ hohen
Wahrscheinlichkeit der spiritistischen Deutung in obigem Fall —
unter der Voraussetzung seiner authentischen Beglaubigung —- keineswegs
verschliessen, glauben wir doch wiederholt darauf hinweisen
zu müssen, dass eben überall auf wissenschaftlichem Gebiet die
scheinbar nächstliegende Erklärung nach eingehender Untersuchung
der Sache häufig einer komplizierteren weichen muss, wie ja gerade
Prof. Fburtioy die Trance-Eeden und automatischen Zeichnungen
von Fräulein Helene Smith, die ursprünglich jeder anderen als der
spiritistischen Erklärung zu spotten schienen, nach gründlicher,
jahrelanger Prüfung aller Einzelheiten mit meisterhafter, alle für
metapsychische Frfgen überhaupt kompetenten Forscher überzeugender
Akribie aus dem unbewussten Beelenleben, bezw. latenten
Eiinnerungen des Mediums animistisch genügend erklärt hat. Von
entscheidenderWichtigkeit zu Gunsten der Geistertheorie wäre natürlich
das Zeugnis des „alten Herrn* über die näheren Details hinsichtlich
des von dem Offizier angeblich aus dem Sarge seines Sohnes appor-
tierten Fingerrings. Vielleicht gelingt es doch noch, ihm nahe zu
legen, dass es einfach seine moralische Schuldigkeit wäre, mit mutiger
Beiseitesetzung aller anderen [Rücksichten der Wissenschaft und
damit der Menschheit einen Dienst von so unberechenbarer Tragweite
zu leisten, — Bed.
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