Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 336
(PDF, 215 MB)
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336 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 6. Heft. (Juui 19(K)

lische Glaube eine viel grössere Macht auf die Einbildungskraft
des Volkes übt, als die protestantischen Abstraktionen
der amerikanischen Sekten! Man darf hieraus nicht schliessen,
dass die Heilungen in Lourdes nach dem Glauben erfolgen;
ja, sie geschehen nicht einmal nach Verdienst. Mr. Bertrin
zählt unter den Personen, welche der himmlischen Gnade
eigentlich unwürdig waren, z. B. einen blinden Bettler von
Lille auf, welcher Kirchen nur wenig besuchte, und der die
Sänfteträger in Lourdes „Wilddiebe" nannte und die Pisci-
nien ...;*) Sie erraten es . . . Lucie faure stieg in das Bad,
lediglich um ihren Gefährten ein Vergnügen zu bereiten. —-
Mr. Mangin kommt nun auf die Erscheinungen zu sprechen,
welche durch gewöhnliche Suggestion nicht mehr zu erklären
sind. Weder jener Bettler, noch jene Frau sind
durch Suggestion im Sinne der Schule von Nancy geheilt
worden. Aber es gibt eine unbewusste Suggestion,
welche hauptsächlich von Myers, Janet, Flournoy etc. studiert
wurde. Sobald nun die Suggestion das ünterbewusstseiu
erfasst, wird sie am machtvollsten. Wir haben alle zweierlei
Bewusstsein: wenn bei einem Individuum das Sublimi-
nale gleich ist dem Supraliminalen, oder gar dasselbe an
Lebenskraft, an Gedächtnis und Intelligenz überragt, dann
nennen wir diese Person ein Medium. — Ausser den oben
genannten zwei Fällen zählt Mr. Bertrin noch mehrere auf,
in welchen die Tätigkeit des Unterbewusstseins offenbar ist.
Die Person schläft z. B. nicht geheilt ein, hat aber fast
ohne Glauben doch etwas getan, was sonst der Glaube tut.
Den nächsten Morgen erwacht sie geheilt. Alle Psychiker
wissen, dass der Schlaf eine hervorragende Bedingung für
die volle Entfaltung der Kräfte des Unterbewusstseins ist.
Er ist ja auch die beste Vorbedingung, um fremdem Ein-
flus8 zugänglich zu sein. Mr. Bertrin hat Recht, wenn er
sagt, dass solche Fälle nicht durch den blinden Glauben
des echten Katholiken zu erklären sind, der sein Schicksal
in die Hände Gottes legt, ohne sich anzumassen, dessen
Pläne zu erkennen. Allein bei dem wahren Katholiken
existiert eben wie bei allen Menschen ein Doppel-Ich, und
bei guten Katholiken kann wie bei anderen Menschen diese
Dualität bis zur Mediumität gehen. Um in jedem Falle
mit einiger Sicherheit zu bestimmen, was dem Unterbe-
wusstsein zugeschrieben werden muss, uud was einer fremden
Ursache entstammt, müsste man eine möglichst vollständige
Monographie über die Persönlichkeit und den Fall besitzen,
und wenn hierin noch Lücken enthalten sind und Zweifel

*) Der Bettler meinte wohl: yDirnenbäder/




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