Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 339
(PDF, 215 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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v. Schnellen: Plotin's Psychologie.

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stände aber tritt die menschliche Seele, einem allgemeinen
Gesetze folgend, hinein in die Sinnenwelt und wird nun,
wie mit magischer Gewalt, immer tiefer und tiefer in die
Körperlichkeit herabgezogen (IV, 3, 13 und 15; IV, 8, 5
u. 7). Und damit auch in Leiden! Denn der Aufenthalt
im Körper ist ein Verweilen im Uebel. Freilich sucht
Plotin ihn gelegentlich auch wieder als einen Gewinn für
die Seele hinzustellen: als ob diese durch die Erfahrung
des Uebels und des Bösen innerlich bereichert würde und
damit erst zur Erkenntnis ihrer höheren Würde und geistigen
Wesenheit gelangte. Aber da die leibfreie Seele nach
ihm kein Gedächtnis besitzt, so würde sie bei ihrer Rückkehr
ins Jenseits ja die Erinnerung an ihre irdischen
Schicksale wieder verlieren, also durch ihr Verweilen im
Diesseits nichts hinzugewinnen, was sie nicht bereits vorher
ihr eigen nannte (IV, 8, 5 u. 7; IV, 3, 25).

Und wie ist dann das Hinabsteigen der Seelen in die
Sinnen weit überhaupt zu erklären? Um nicht Gott dafür
verantwortlich zu machen, weiss sich auch Plotin keinen
anderen Rat als den: die Einzelseelen, die er erst für blosse
Teiltätigkeiten der Weltseele ausgegeben hatte (IV, 4, 9),
nun doch zu verselbständigen und einer jeden die Schuld
an ihrem Abfall von ihrem wahren Wesen und die hierdurch
bedingte Verschlechterung ihres Zustandes selbst
aufzubürden (III, 3, 3). Vor ihrer Verkörperlichung soll
die Seele schon einen bestimmten (intelligiblen) Charakter
besessen haben, der entscheidend für die Wahl ihres Körpers
und damit auch für ihr Schicksal auf Erden wurde
(III, 4, 5), selbst aber wieder durch das Verhalten der
Seele in früheren Lebensläufen bestimmt war. Nur die
erste Wahl des Körpers geschah ganz frei Insofern kann
man sagen, dass die Seele sich ihr Schicksal selbst gewählt
habe, wenn sie auch noch nicht wusste, was sie tat, als sie
den niederen Zustand in der Sinnenwelt gegen den höheren
im Intelligiblen eintauschte. Der Grund aber für' diesen
ersten ursprünglichen Freiheitsakt der Seele, die U r -
schuld, von der alle spätere Verschuldung während der
irdischen Lebensläufe nur eine Folge ist (IV, 8, 5), lag in
ihrer Werdelust: in dem Verlangen, sich selbst anzugehören
(V, 1, 1; III, 2, 4; II, 3,10; IV, 8, 7). Mit anderen
Worten: Pfotin's Antwort ist die uralte, die uns überall in den
arischen Religionen begegnet, in den orphischen Mysterien
und bei Plato wiederkehrt und auch ins Christentum noch
hineinspielt. Leider ist mit ihr nun auch wieder ein selbständiges
Handeln der Seele angenommen, noch ehe diese
wirklich selbständig war. Es wird schon vorausgesetzt, was


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