Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
35. Jahrgang.1908
Seite: 345
(PDF, 215 MB)
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Kkrikus: Das zweite Gesicht nach Wirklichkeit und Wesen. 345

einem Reich des Wunderbaren, sondern in der verbor« -
genen Lebenstiefe der Seele selbst zu
suchen haben. Und diese selbst ist ja wunderbar genug.
Dokumentiert sich doch gerade in diesen Erscheinungen die
Gottebenbildlichkeit unserer Seele. Im Näheren
dürfte die Quelle auch für das vorliegende mystische Problem
des zweiten Gesichts im sog. „Unterbewusstsein* der
Seele zu suchen sein, *) jener geheimnisvollen Tiefe, aus der
oft urplötzlich ein leuchtender Strahl hervorschiesst und
die selbst das Dunkel des Sterbebetts blitzartig erhellt,**)
von deren Realität auch Goethe***) fest überzeugt war. Das,
was wir als Ahnung bezeichnen, sind eben jene Regungen
des Unterbewusstseins, welche sich unter bestimmten Verhältnissen
, die, wie ich zugeben möchte, eine physiologische
Grundlage haben können, zur Fernempfindung gestalten. r
Und indem jene Ahnung so intensiv wird,
dass sie sich zum Schauen (oft in symbolischen
Bildern) steigert, wird sie zum
zweiten Gesicht. Wie man von „Witterung" beim
Tiere spricht, so könnte man hier auch von einer „Witterung
der Seele" reden. Wie wir uns aber dieses Vorauswissen
der Seele von noch gar nicht existierenden Ereignissen
zu denken haben, darauf werden wir resigniert mit
einem „ignoramus" antwor|en müssen. Zurbonsen macht
freilich in Anlehnung an Carus einen Erklärungsversuch.
Er sagt (S. 104): „Das Zurücktreten des wachen Seelenlebens
beim zweiten Gesichte ist ein Verlieren der Selbständigkeit
, der Persönlichkeit; es versinkt gleichsam tief
in den Kreis des allgemeinen Natur- und Menschheitslebens,
wird zu einem rezeptiven Teile dieses grossen organischen
Ganzen und nun als solcher von dessen in der Zukunft
liegenden Wirklichkeiten ebenso voraus berührt und zu
deutlichen Bildern der Ahnung erhoben, wie bei den im
Gemeingefühle sich verkündenden Veränderungen des eigenen
Organismus.'1 Aber diese Erklärung klingt sehrpantheistisch;
denn nur unter Annahme einer platonischen Weltseele, die
mit Vorherwissen begabt ist und in welche die aus ihr
stammende Einzelseele in gewissen Momenten zurücktritt,
wäre eine solche Teilnahme am „Gemeingefühle" des organischen
Ganzen einigermassen denkbar. Und es scheint
dieser Erklärungsversuch auch Prof. Zurbonsen nicht ganz

*) So auch Gtäberkt: „Der Kampf um die Seele» II, S. 567 ff.
**) Vgl. besonder» hierüber Daumer: „Der Tod des Leibes kein
Tod der Seele", Dresden (Türk), 1865.
***) Gespräch mit Eckermann 1825.

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