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Peter: Die Einweihung eines Denkmais für W. F. Myers. 353
und wirklich wissenschaftliches Studium über die Bestimmung
und die ultranormalen Züge der menschlichen Natur,
welche er miteinander verband und auf geniale und wirksame
Weise klar legte, erhob er sich allmählich nach Jahren
des Zweifels und des Schwankens zu einem hohen und lebendigen
Glauben an die göttliche Ordnung im Universum
und an ihre Harmonie mit den höchsten Inspirationen des
Menschen. Dieser Glaube war in erster Linie gegründet
auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung, aber
er erhob sich auch in die Sphäre der Religion selbst j und
mit dieser Leuchte gelang es dem Forscher, seinen Glauben
und seinen Enthusiasmus Leuten einzuflössen, welche sonst
die Region eines so wenig populären und so wenig aussichtsvollen
Studiums gemieden hätten. —
Ich will nun hauptsächlich in eigenem Namen versuchen,
so kurz als möglich unsere gegenwärtige Stellung
zur Frage der persönlichen Fortdauer darzulegen.
Ich möchte glatt behaupten, dass nichts, was existiert,
untergehen kann und sich alles nur verwandelt. Die Wissenschaft
der Physik zeigt uns dies in Ansehung von Kraft
und Stoff — den zwei grossen Wesenheiten, mit welchen
sie sich beschäftigt — ganz klar und es ist nicht wahrscheinlich
, dass ihre Behauptungen modifiziert werden. Es
ist möglich, dass man mit der Zeit die Form dieser Theorie
anders gestaltet, indem man an die Stelle der Erhaltung
und der wirklichen Existenz von Stoff und Kraft die des
Aethers und der Bewegung — oder vielleicht auch nur des
Aethers in Bewegung — setzt. Dies ist wohl möglich;
allein es handelt sich hierbei mehr um eine Aenderung in
der Form; das Wesen, die Bedeutung sind dieselben, es
müsste nur sein, die Behauptung würde dann verallgemeinert
und auch den Atomen der Materie eine nur beschränkte
Dauer und das Ende ihrer Existenz zugestanden
—, nachdem sie sich vielleicht in Elektrizität aufgelöst
haben, und zwar auf eine Weise, welche bis jetzt bezüglich
der Aether-Bewegung nicht vermutet wurde. Doch hier ist
nicht der Ort, solche Details zu erörtern. Der Unterschied
zwischen dem, was zeitlich ist, und dem, was dauernd, ist
ganz klar. Jedes System von Aggregation oder Gruppierung
ist der Auflösung unterworfen. Eine Menge vereinigt
sich und löst sich auf; es ist dann keine Menge mehr.
Eine Wolke bildet sich am Himmel; einen Augenblick
später ist der Himmel aufs neue ohne Bedeckung, die
Wolke hat sich aufgelöst. Tau bildet sich auf einem
Blatt, einige Zeit später ist er nicht mehr vorhanden; er
ist scheinbar in Nichts verflogen, wie die Wolke, aber wir
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