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374 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1908.)
forsehung" durch zahllose Fremdwörter und dem Volke unverständliche
technische Ausdrücke protestieren und uns auffordern, unsere
Mitarbeiter in einem R undschreiben zu ersuchen, sich anstatt
„ein ausländisches Dienstkleid zu tragen*, doch lieber als deutsche
Gelehrte nur deutscher Wörter (z. B. Vorkommnisse statt Phänomene
, Verkörperung statt Materialisation, Entkörperung statt Dein
aterialisation, Stoff statt Materie, teilweise statt partiell, geheimwissenschaftlich
statt okkult, Einbildung statt. Phantasie, Vorgang
statt Prozess u. s. f.) zu bedienen, so scheinen tfie dabei nicht zu bedenken
, dass durch solche Verdeutschungen, wie sie schon der von
der Schulwissenschaft verkannte und verfolgte tiefsinnige Philosoph
Karl Christian Friedrich Krause (geb. 1781 zu Eisenach, gest. 1832 zu
München, Begründer des „Panentheismus" unü des „Menschheitsbundes
") mit viel Geschick, aber erfolglos erstrebte, die doch so
wünschenswerte internationale Verständigung über die
einschlägigen Probleme mit den nichtdeutschen Gelehrten ganz bedeutend
erschwert würde, zumal dabei eine einheitliche Norm kaum
zu erreichen wäre. So wenig wir uns daher für die Einführung einer
künstlich geschaffenen Weltsprache (z. B. das Esperanto) zu erwärmen
vermögen, ebensowenig würde uns derVersuch, in streng wissenschaftlichen
Zeitschriften und Werken die Verwirklichung jenes nationalen
Ideals der Puristen schon jetzt etwa zwangsweise durchzuführen,
zweckmässig erscheinen, wenn wir Ihnen auch zugeben müssen, dass
die das Verständnis griechischer und römischer Ausdrücke von jedem
höhei Gebildeten verlangende einseitig „klassische" Richtung längst
nicht mehr dem Bildungsbedürfnisse unserer Zeit und weiterer Volksschichten
entspricht.
iesem Heft liegt das Haupt-Inhaltsverzeichnis aller
JL/ bis heute erschienenen Jahrgänge der „Psych. Studien'4
bei, das wir allen werten Lesern, den älteren wie neu hinzugetretenen
, zu geneigtester Beachtung empfehlen, da wohl
bei jedem Interesse an einem oder an allen früheren Bänden
vorausgesetzt werden kann. Dieselben repräsentieren eine
gewichtige Summe an Arbeit für die Untersuchung der
wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens, die während
eines Menschenalters von Redaktion und Verlag mit dankenswerter
vielseitiger Unterstützung geleistet worden ist, und
lassen deutlich die Wandlung und den Fortschritt auf diesem
Gebiet erkennen. Zur Weiterverbreitung in gesinnungsverwandten
Kreisen stehen solche Haupt-Inhaltsverzeichnisse
gerne zur Verfügung und dem Verlag ist dieser Freundesdienst
willkommen. Bei Bezug emer grösseren Anzahl
Bände ist die unterzeichnete Verlagsbuchhandlung zu bestmöglichem
Entgegenkommen bereit und bittet um recht
fleissige Benutzung des beutigen Angebotes.
Oswald Mutze, Leipzig, Lindenstr. 4.
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