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394 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1908.)
tudo, meum refugium et spes mea: jam tan-
dem ingrediar aeternam beatitudinem." [0
mein Gott! mein Herr! Du bist mein Trost und meine
Stärke, meine Zuflucht und meine Hoffnung; und nun endlich
werde ich eingehen in die ewige Glückseligkeit.] Und
er sprach noch andere Gebete unter Seufzern und Tränen.
Hierauf sagten die Priester zu ihm, wie in den Re-
sponsorien: „Lasst jeden Geist den Herrn
preisen!" und er erwiderte: „Ita et ego q u o q ue."
[Ja und auch ich.] Sie fuhren fort, die feierlichen Gebete
der Toten (für die Verstorbenen) herzusagen: „Requiem
aeternam!" und der Geist entgegnete: „Amen! Amen!
Amen!" Sodann forderte der Beichtiger Regina's, welcher
der Gesellschaft Jesu angehörte, den Geist wieder auf, doch
noch ein Zeichen zu geben: „Nimis multa signa
petitis; nonne satis multa dedi?" [Wahrlich,
versetzte er, Ihr verlangt von mir allzuviele Zeichen. Habe
ich nicht bereits genug gegeben?] Der Priester entgegnete
, dass er diese Forderung stelle, um seine Gegner,
welche nicht an ihn glauben wollen, zu überzeugen. Hierauf
der Geist: „Wenn Ketzer nicht glauben wollen, wird ihnen Gott
ein Zeichen geben. Lasst den, welchen zu glauben verlangt,
glauben! Gott ist mein Bürge. Gott gibt die Zeichen.
Habt Ihr nicht Beweise genug in Eurem Kollegium ?a (Und
in der Tat war das Geldstück und das mit dem Abdrucke
seiner Hand versehene Tuch nach dem Kollegium geschafft
worden.) »Gott verbietet mir, weitere Zeichen zu geben.
0! welche Qualen habe ich zu ertragen."
Dieses ganze Gespräch wurde von dem Geiste geführt,
während die Priester beinahe eine halbe Stunde lang vor
der Türe standen. Dann wurden sie etwas kühner und
verlangten eingelassen zu werden. Aber der Geist untersagte
es ihnen und drohte sie zu erschrecken, falls sie einen
Schritt weiter tun würden. „Ich danke allen," sagte er,
„welche mich bei meinem Unternehmen unterstützt haben.
Sie empfangen und werden empfangen ihren Lohn von
Gott und mir." Sie versuchten nochmals einzutreten, und
wieder hielt der Geist sie davon ab. „Nicht einer darf
vor Mitternacht hier eintreten!" wiederholte er.
Darauf kehrten sie zu ihren Gebeten zurück, und siehe,
da hörten sie einen Lärm im Gemache. Es war der Geldbeutel
, der die zweihundert Gulden enthielt; er lag in der
Nähe der Statue und hatte das Holz derselben dreimal mit
Kraft getroffen; jetzt wurde er zwischen die zwei Geschwister
Regina und Magdalena geschleudert. Aus diesem
Grunde verblieb die erstere während zweier Stunden in
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