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Kaindl: Metapsychische Phänomene aus alter Zeit. 395
einem todähnlichen Zustande, und vollständig ausser sich,
während die letztere auf einige Zeit in Raserei verfiel Zugleich
schlug es Mitternacht, die Stunde, in welcher den
Priestern gestattet worden war, einzutreten; sie fragten daher
: „Ist es erlaubt, einzutreten ?" „Ja, meine Herren,1' erwiderte
der Geist.
Nun aber war Freitag der Tag, den der Geist zur
Schaustellung der Statue vorgesehen hatte. Regina, obwohl
noch immer sehr erschöpft, stand deshalb vom Bette auf.
Die Statue wird mit Einwilligung des Erzbischofes in die
Kirche gebracht. Feierliche Gebete werden für den Toten
abgehalten. Musikalische Messen werden anlässlich dieses
Gnadenaktes aufgeführt; geweihte Kerzen werden gebrannt
und Almosen unter eine grosse und höchst erregte Volksmenge
verteilt.
Sonnabend kam heran, der Tag, welchen der Geist als
seinen Ruhetag vorhergesagt hatte. Es war der 28. Juni.
Die Priester kamen, ungefähr zwanzig an der Zahl; weil
der Geist verkündet hatte, dass er gegen Mittag in Gestalt
einer Taube erscheinen würde. Nun, er traf tatsächlich ein,
wie alle, welche anwesend waren, an dem Schütteln des
Tisches bemerken konnten. Hierauf überreichte eine Frau
dem jungen Mädchen, welches behauptete, dass der Geist
in der Gestalt einer Taube zugegen wäre, drei Stückchen
Brot mit dem Verlangen, dass sie dem Geiste, der im Begriffe
war, zu erscheinen, dieselben zu Ehren der Heiligen
Dreifaltigkeit geben möge. Hierzu bemerkte der Geist,
dass eines der Brotstückchen von dem jungen Mädchen gegessen
und die übrigen denen, welche anwesend waren, dargeboten
werden sollten. Sodann empfahl er, den Tisch zu
reinigen und alles vorzubereiten.
Während sie sich dieser Aufgabe entledigte, siehe da
vollzog sich das Wunder! Vor den Augen des jungen
Mädchens erschien im vollen Glänze die heilige Jungfrau
mit vier Engeln. Der Geist befahl sodann Regina, ihre
Hände gegen die heilige Jungfrau, die Königin des Himmels
und die anwesenden Engel auszustrecken und hiess
alle Anwesenden aus Ehrerbietung ein gleiches tun. Nun,
die Bewohner des Himmels verschmähten diese Ehrfurchtsbezeugung
nicht, denn Regina sah sie näher kommen und
ihnen ihre Hände anbieten. Doch die Mittagsstunde hatte
geschlagen. Der Geist, der im Begriffe stand, zu verschwinden
, klärte vorerst noch Regina über zwei Punkte
auf: erstens, dass den folgenden Donnerstag ein Engel Auf-
schluss über die Briefe bringen würde, welche ihm Regina
vormals gezeigt hatte; zweitens, dass derselbe Engel zwei
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