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406 Psychische Studien. XX^V. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1908.)
und vollständiger sich vollziehen..... Was das Leben
charakterisiert, das ist seine Kraft der Selbstanpassung,
seine Fähigkeit neuen Notwendigkeiten zu entsprechen, den
Organismus wieder in Ordnung zu bringen, wenn er in
irgend einer Weise Schaden gelitten hat. Diese „Vis medi-
eatrix«, welche das verborgenste Geheimnis des lebenden
Organismus ist, hat uns der Hypnotismus unter einer Gestalt
gezeigt, welche man bis jetzt weder erklärt, noch kontrolliert
hat. Er hat uns in dem subliminalen Ich erkennen
lassen, dass sich hier eine keineswegs vage und
unpersönliche Intelligenz autosuggestioniert, sondern eine
Intelligenz, welche zeigt dass sie in direkter Beziehung zu
jener steht, welche wir kennen. Woher kommt aber die
Energie, welche notwendig ist, um auf so wirksame Weise
den Anordnungen dieser Intelligenz zu entsprechen? Muss
man absolut annehmen, dass es eine erst herbeigeholte
Sache ist oder ist hier eine neue Betätigungsart der schon
durch die gewöhnliche materielle Nahrung entwickelten
Energie? Das Gebet verbraucht nicht mehr Kraft, als
der Fluch, und das Theorem des Philosophen nicht mehr
Kraft, als die Phantasie des Wahnsinnigen. —
Was die Geschwindigkeit der organischen Umänderungen
betrifft, so variiren sie nicht proportional mit dem
Wert der erzielten Erfolge. . . . Nicht sie interessiert
mich, sondern die diesen Umänderungen gegebenen Direktiven
; mich interessiert es, sie von einer zentralen
intelligenten Kraft zu einem nützlichen Zweck geführt
zu sehen. . .
Hier, meint Mangin, erneuert Myers die alte spiritua-
listische Anschauung von der Seele als Architekt des
Körpers, obwohl er anerkennt, dass im Moment des Todes
der Organismus durch physische Kräfte unfähig
geworden ist, als Repräsentant des Geistes zu handeln, der
ihn belebt. Myers, sagt Mangin, braucht eine „metaetherieliea
Welt, aus welcher die Seele beständig die spirituelle Energie
schöpft und in welcher auch die ausnahmsweise intensive
Energie geholt wird, deren das Subliminale zur Erzeugung
der Wunder bedarf.
Aber gerade dieses „ metaetheriell4* ist es, was
Prof. Mangin am meisten stört. -Mir" sagt er „würde
„Aether" auch genügen." Es wira in den spiritistischen
Sßancen oftmals ein Phänomen beobachtet, das alle Teilnehmer
überrascht. Es ist die Kälte, welche wichtigen
Phänomenen vorausgeht. Ich kann nicht anders, sagt Mr.
Mangin, als glauben, dass es sich da um eine Art Extrakt
der kosmischen Energie durch das Medium handelt. Wenn
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