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Berliner Vorgänge.
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sich und antworteten durch den Mund des Mediums: „Ach
ja, so heisst er!" Aber die Geister versagten auch sonst
auf allen Gebieten, auf denen Frau Dr. B. nicht sonderlich
Bescheid weiss, z. B. wenn sie eine Quadratwurzel ziehen
sollten. Das scheinen auch die Geister in der Gemeinde-
schule nicht zu lernen. — Nach dem ersten Teile gab es
Tee und Kuchen. Ohne w dienstbaren Geist11 musste Frau
Dr. B. beides selbst holen und vorsetzen. Dann trat „Elly
Paula" wieder in Aktion. Die Frage, ob sie den „Blumen-
apport" auszuführen imstande seien, beantworteten die
Geister mit einem zuversichtlichen: Ja! Und sie hielten
auch, was sie versprachen. Wieder wurde der Eaum stark
finster gemacht, und alsbald vernahm der Nachbar des Mediums
in dessen Taille sehr deutlich ein Knistern. Gleich
darauf kamen auch die Blumen, und die, welche der Nachbar
„Elly Paula'$a in der Hand hielt, strömten vom Staniol
und von den Düften noch die Körperwärme der Frau Dr.
B. aus. — Die Zweifler hatten schon mehr als genug, aber
Herr Dr. Egbert Müller immer noch nicht. Deshalb kam
zum Schluss noch etwas ganz Neues: die Streich-
geister. Da auch sie nur unter dem Tische arbeiteten,
so fühlten die Teilnehmer ihr Streichen auch nur an den
Teilen, die sich unter dem Tische befanden, den Beinen,
und die Kraft dieses phänomenalen Mediums reichte auch
merkwürdigerweise nicht einmal von einem Tischende zum
anderen, sondern nicht weiter als die Beine und Füsse der
Frau Dr. B. Wenigstens musste der Herr, der entfernt
vom Medium an einem Tischende sass, bedeutend näher
rücken, bis er endlich ebenfalls das Wirken der Streichgeister
verspürte. Die glänzendsten Betätigungen der
Geister durch das neue Medium, die Heranschaffung eines
Stuhles an seinen Tisch ohne Apparat und die Erhebung
des Mediums vom Erdboden, ebenfalls ohne Apparat,
wurden leider nicht gezeigt. Herr Dr. E. M. hat diese
Leistungen auch noch nicht gesehen, aber sein neues Medium
„Elly Paula," alias Frau Dr. B. hat sie ihm erzählt,
und das genügt ihm, sie „wissenschaftlich zu behandeln"!
Dass Herr Dr. M. auf diesen ganzen plumpen Schwindel
hineinfallt, ist kein Wunder. Viel interessanter ist die
Frage, was wohl eigentlich die Bergmanns damit wollen
mögen. Geld nimmt „Elly Paula" für die Sitzungen nicht.
Handelt es sich vielleicht einstweilen nur darum, Verbindung
mit grösseren Kreisen zu bekommen?" — Jedenfalls
hat Herr Dr. jur. Egbert Müller mit der Inszenierung
dieser Vorführungen dem Spiritismus einen schlechten
Dienst geleistet. _
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