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476 Psjrehiaehe Studien. XXXV. Jahrg. 8. Heft. (August 1908.)
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es vielen widerstrebte, ihren Namen zu nenuen, weshalb sie
sich unter einem Pseudonym verbargen, wie eben auch
MorsellH Mutter (siehe auch de Vesme\ Geschichte des Spiritismus
, über die Rothäute); aber im intimen Ferkehr
kämen sie schliesslich dazu, sich zu erkennen zu geben, wie
bekanntlich „Imperator" und „Rektor" sich dem Stainton
Mösts zu erkennen gaben« Tatsächlich erschienen bei Mrs.
Piper und bei Moses viele, einzig und allein um ihre Identität
darzutun, die später nicht wieder erschienen, deren
Identität aber genau festgestellt wurde. —
Und in .seinem antispiritistischen Eifer stellt Morselli,
wenn die Phantome des Sohnes Vassalor% und der Tochter
Pom/% vor ihm stehen, die Hypothese auf, die Eusapia habe
vorher in den Familien Erkundigungen über Aussehen und
Charakter der Verstorbenen eingezogen oder gewisse Details
aus dem „Unbewussten" der Anwesenden geschöpft und
damit dem Wunsohe dieser gehorcht (S. 408). Aber wenn
Solches die Ursache des Phänomens war, warum las dann
das Medium nicht alle Merkmale der Mutter im Unbe-
wussten MorsellH und schöpfte daraus nicht einmal die volle
Kenntnis ihres Namens ? Und warum gehorchte sie Morselli
nicht, dessen Gefühl es so gänzlich widerstrebte, jene durch
Eusapia!s Vermittlung vor sich erscheinen zu sehen ? Und
warum zitiert Eusapia das Phantom einer Schwägerin Bozzano's,
mit welcher dieser das ganze Leben hindurch gestritten hatte,
die er sicher nach ihrem Tode nicht zu sehen wünschte
und die im echt genuesischen Dialekt, welchen die Eusapia
NB. nicht kennt, zu ihm redete? Warum, wenn man bei
•seiner Hypothese bleiben will, bildete sich nicht klar und
vollständig die Gestalt Giacosa's, die sie sehr genau im Gedanken
. aller Anwesenden, vor allem seines berühmten
Schwagers und. Freundes Albertini, vorfinden konnte und
'dessen Bildnis sie sicherlich in den ersten Monaten nach
seinem Tode an den Strassenecken und in allen Journalen
so und so oft gesehen hätte? Die Hypothese, die für die
Einen gilt, muss auch für die Anderen gelten; passt sie
dagegen nicht für alle, dann muss man sich der anderen
Hypothese zuwenden, die annimmt, dass die Phantome die
Wirkung von etwas mehr seien, als nur das in die Aussen»
welttreten der Gedanken des Mediums oder der Anwesenden.
Und wenn Morselli den #wist zwischen „ John * und
dem Medium, wobei es bis zu einer Ohrfeige könnet, weil
das Medium eine Sitzung für den folgenden Tag verweigerte,
mit der Absieht des Mediums erklären will, die Anwesenden
sich selbst überbietend, noch mehr von ihrer Ehrlichkeit
zu überzeugen, so manövriert er mit Subtilität'en, welche
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