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480 * Psychisch Studien. XXXV. Jahrg. 8. Heft. (August* 1908). *
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Auch im Trancezuständ bandelt Eusapia nach Mor seilt
f scheinbar spontan, wird aber offenbar von unterbe-
' wussten Willensakten geleitet, von Interesse, Eitelkeit, Bedürfnis
zu überzeugen und Bewunderung zu erregen« (Wie
. verträgt sieb das aber damit, dass sie häufig Phänomene
verspricht, und sie dann doch nicht produziert?)* „Wille*
und „Unterbewusstsein« sind Ausdrücke, die sich zu widersprechen
scheinen, aber der Vereinigungspunkt liegt in den
Gedanken, welche als bewusste Gedanken eingeflüstert werden
, mit dem einzigen Unterschied, dass in der tiefen Ek-
' ,stase das Bewusstsein fehlt; aber dieser Ausfall ist es gerade
, der die Handlung fördert und kräftigeren Ausdruck
verleiht, wie dies ja bei vielen Keflexbandlungen der Fall
- ist.' Später jedoch gibt M. zu, dass das übernormale Bewusstsein
wieder zur Oberherrschaft kommt. — Das Buch
schliesst ab mit einer flüchtigen Uebersicht anderer spiritistischer
Phänomene, richtiger anderer Autoren, die davon.
handelten, und mit einem Resumö der bei Eusapia konstatierten
Hauptphänomene, sowie der von anderen über die-
selben aufgestellten Hypothesen, und schliesslich einer zusammenfassenden
Darstellung der eigenen Theorien des Ver-
> fassers.
Ein Einwurf könnte ihm hier gemacht werden: dass er
/ vergessen hat, von den Sjpukhäusern und von den Fakkgn^
zu sprechen. Die eriterenHöesönders hätten sich mit seiner*
Annahme der ausschliesslichen Einwirkung des Mediums
bei den medianischen Phänomenen schwerlich in Einklang
bringen lassen.
Und noch ein anderer Einwurf kann ihm gemacht
werden: dass, während das Buch in einem gefälligen, stellenweise
humoristischen Ton gehalten ist, er sich gleich dem
guten D'Annunzio des Fehlers schuldig macht, fortwährend
griechische und nach dem Griechischen gebildete Ausdrücke
anzuwenden, was das Verständnis seiner Ideen in weiteren
Kreisen, anstatt sie zu erleichtern, erschwert. Was sollen
dem Publikum Ausdrücke wie: epos, pizianismo, ateleologica,
paracinesi, andro'ide, anomia der Phänomene, ikoplastische
Phänomene, neerofonia, telefania, metadinamismo etc.? Der
- Leser rnnss sich ein gutes Lexikon anschaffen, um sie zu
übersetzen und zu verstehen 1
Aber die* sind nebensächliche Nichtigkeiten, während
das Buch unstreitig viele Verdienste hat. .Morselli hat, so
möchte ich sagen, mit seinem Werke gleichsam eine monumentale
Brücke aufgeführt, eine Zwischenbrücke zwischen
der klassischen Psychiatrie und der künftigen spiritistischen
Wissenschaft._
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