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498 Psychische Studien. XXXV. Jahrg. 8. Heft. (August 1908.)
unter Nr. 2 gekennzeichnete Psychomonismus hat mit der monistischen
Seelenlehre, wie sie z. B. Carl du Prel in seinem gleichlautenden
Werk entworfen hat, so gut wie nichts gemein. Der Psychomonismus
hat ebensowenig Raum für die Tatsachen des Okkultismus
, wie der kritische Monismus. Denn für den kritischen Monisten
ist es — wie Verfasser S. 138 schreibt — „eine von allen Psychologen
anerkannte Tatsache, dass geistiges oder seelisches Leben und
seine Aeusserungen untrennbar an körperliche Organe gebunden
sind und dass mit der Auflösung dieser Organe durch, den Tod auch
das individuelle Leben erlöschen muss* .... Hier trennen sich
unsere Wege. Aber das Buch gewährt immerhin einen lehrreichen
Einblick in die Weltauffassung dieser Herren Monisten, der es gewiss
nicht an Idealen fehlt, der aber doch jede Tiefe abgeht. Denn
gerade vor den tieferen Problemen des Seelenlebens macht sie
kehrt. Bernhard.
Leben und Materie. EaeckePa Welträtsel kritisiert von Sir Oliver
Lodge (Berlin, Karl Curtius 1908).
Eine Schrift, der man wünschen möchte, dass sie nicht nur
unter den zahlreichen Gegnern Haeck&'schei Weltweisheit, sondern
auch unter ihren Anhängern recht viele Leser fände. Der Verfasser
dieser wertvollen und höchst zeitgemässen Schrift ist ja den Lesern
der „Psych. Studien* durch seine rege Teilnahme an den Arbeiten
der englischen Gesellschaft für psychische Forschung auf das vorteilhafteste
bekannt; dass er zu den hervorragendsten Physikern
der Gegenwart gezählt werden muss, dürfte weniger allgemein bekannt
sein. Was das Buch will, sagt uns Lodge im Vorwort: „Das
Buch soll — lesen wir dort — sich in Gegensatz setzen zu gewissen
spekulativen und destruktiven Partien von JJaeckeVs interessantem und
vielgelesenem Buche. In anderer Hinsicht aber soll es zugleich
nicht sowohl als ein feindlicher Angriff, als vielmehr als eine Ergänzung
, als eine Ausdehnung seiner naturwissenschaftlichen Partien
in höhere und fruchtbarere Bereiche der Forschung angesehen
werdenDamit ist der Inhalt dieser Schrift vollständig präzisiert.
Was sie aber in meinen Augen ganz besonders auszeichnet, das ist
der ruhige und vornehme Ton, der sich durch diese ganze Streitschrift
hindurchzieht. Keine persönlichen Ausfälle gegen den
Gegner, sondern überall rein sachliche Kritik. Sehr nachahmungswert
! Die Uebertragung aus dem Englischen ist dem leider ungenannten
deutschen Uebersetzer ganz vortrefflich gelungen. Die
Stellen im englischen Original, die nur für den englischen Leser
Interesse bieten, hat der Uebersetzer einfach weggelassen. Dadurch
besitzt aiese deutsche Ausgabe, die sich überdies durch
einen sehr deutlichen Druck auszeichnet, gegenüber dem englischen
Original den Vorzug grösserer Kürze. Deren Motto lautet:
„Es ist nicht die ganze Welt, o Mensch, die Du siehst; und was Du
fühlst und erkennst, ist nur die Oberfläche der Dinge.* Ganz besonders
bemerkenswert ist, dass Lodge in diesem Buch für den
Gedanken der Palingen ie oder Reinkarnation eintritt
. (Entnommen aus tPsalmen des Westens".) Beinhard.
E. Schlegel, prakt. Arzt in Tübingen : Paracelsus in seiner Bedeutung
für unsere Zeit. Heilkunde, Forschungsprinzipien, Religion. Mit
einem Bildnis nach einem alten Stich. 176 S. Preis 3 M. Verlag
der „Aerztlichen Rundschau* {Otto Gmeliri), München.
Es war anzunehmen, dass einem so hellblickenden Arzte wie
Paracelsus das Prinzip aller wirksamen arzneilichen Heilkunst „si-
milia similibus", das in seinen ersten Gründen schon auf Hippo*
crates zurückverfolgt werden kann, nicht entgangen sei. Schlegel
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