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514 Psych. StudieD. XXXV. Jahrg. 9. Heft. (September 1908.)
tistische Schriftstellerin Mrs. Henry Sidgwick sagt von sich
selbst, dass sie eine von denen ist, welche in ihren Versuchen
niemals Erfolg gehabt hat, sei es nun als Agent
oder Percipient bei Gedankenübertragung oder als Sitzer
mit Mrs. Piper und anderen Medien.*) „Ich bin sicher,"
sagt die berühmte Schriftstellerin, „dass die Ursache nicht
Mangel an Sympathie oder an Wünschen für den Erfolg
und auch nicht an Glauben hinsichtlich der Möglichkeit eines
solchen ist" Sie ist überzeugt, dass es subliminaie Eigenschaften
des Sitzers sind, welche die Entfaltung der Kräfte
des Mediums möglich machen oder verhindern.
Es ist eine oft gemachte Annahme, dass die Kommunikation
zwischen den Lebenden und Toten in anderer Art
als auf telepathischem Wege vor sich gehe. Man glaubt,
dass der Abgeschiedene von des Mediums Organismus Besitz
nehmen müsse, und wenn dies in unvollkommener
Weise stattfinde, diesen Organismus nur unvollkommen benützen
könne zur Mitteilung, Dies sind, wie Mrs, Sidgwick
in geistvoller Weise ausführt, ganz willkürliche Suppositionen.
Es würde zu weit führen, hier auf diese gewiss interessante
und wichtige Frage näher einzugehen. Ich will daher nur
eine Hypothese anführen, welche die bei Versuchen der Herstellung
der Identität, wie überhaupt bei „Kommunikationen
" mit den Spirits vorkommenden Fehler und Irrtümer
sehr wohl zu erklären im Stande ist. Nach dieser Hypothese
verkehrt der Desinkarnierte direkt telepathisch mit
dem Sitzer, der aber seinerseits die Mitteilungen nur im
Subhminalen aufnimmt und sich derselben im normalen
ßewusstsein nicht bewusst wird. Das Medium aber empfängt
im Trance telepathisch die Eindrücke von dem Sitzer.
Diese Eindrücke gehen nun teilweise in das Oberbewusst-
sein des Mediums über, und werden von letzterem durch
Schreiben oder Sprechen dem normalen Bewusstsein des
Sitzers mitgeteilt. Dann spielt also das Medium im Trance
die Bolle eines schlechten Spiegels, der unvollständig den
Inhalt des subliminalen ßewusstseins des Sitzers reflektiert,
überdies noch gefärbt von dem eigenen Inhalt und den
eigenen Vorstellungen,**)
Diese Hypothese gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn
man bedenkt, dass vermutlich alle Geister subliminal in
telepathischer Kommunikation stehen, mögen auch die Ergebnisse
dieser Verbindung nur dunkel und unvollständig,
wenn überhaupt in unser normales ßewusstsein, übergehen.
*) „Proceedings,* Band XVI.
**) Siehe „Proeeedings/ Band XVI.
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